Mehr Transparenz für Verbraucher Woher kommt mein Frühstücksei?

Analyse | Düsseldorf · Kunden können mit ihrem Kauf mithelfen, dass weniger Küken getötet werden. Die Verbraucherzentrale NRW fordert bessere Aufklärung und Kennzeichnung der Eierpackungen.

Aus den Verpackungen ist nicht immer ersichtlich, auf welchem Weg das Ziel erreicht wird, dass keine männlichen Küken getötet werden.

Foto: picture alliance/dpa/Ralf Hirschberger

Das Emblem zeigt zwei sich umarmende Hühner, Bruder und Schwester. Von einem anderen blickt einen ein Küken an.  Auf dem dritten ist ein Hahn zu sehen. „Bruder-Hahn“ steht daneben geschrieben. Das vierte trägt den Schriftzug „Ohne Kükentöten“. Die Verpackungen haben eines gemeinsam: Es geht um das Verhindern des massenweisen Tötens männlicher Küken. Aber auf welche Art der Supermarktkunde das durch den Kauf eben jener Eier vermeidet, das kann er den Verpackungen nicht so leicht ansehen.

„Es ist nicht immer nachvollziehbar, was genau sich hinter den einzelnen Labels verbirgt“, sagt Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale NRW. Lassen die Labels den Kunden am Ende ratlos zurück und motivieren ihn daher gar nicht, mit seiner Kaufentscheidung etwas Positives zu tun? Die Verbraucherschützer beauftragten die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) herauszufinden, wie die Kunden die Labels verstehen.

Zwei Methoden zum Vermeiden des Kükentötens

Doch zunächst zum Hintergrund dieser Labels: Ab 2022 soll das massenweise Töten männlicher Küken verboten werden. Derzeit werden in Deutschland jedes Jahr rund 45 Millionen männliche Küken vergast oder geschreddert und als Tierfutter verwendet, weil die Hähne der Legehennenrassen nicht für die Mast geeignet sind. Ab 2022 soll das verboten werden.

Doch schon jetzt gibt es Initiativen, die eben dieses Töten vermeiden. Die Erzeuger ziehen die „Bruderhähne“ trotz ihres geringen Fleischansatzes auf und gleichen die Mehrkosten aus, indem sie die von den „Schwesterhennen“ gelegten Eier entsprechend verteuern. So verhilft der Kunde mit seinem Eierkauf dem Bruderhuhn zu einem Leben. 

Eine andere Methode, mit der das Kükentöten verhindert wird, ist die Geschlechtsbestimmung im Brutei. Die Eier mit männlichen Embryonen werden nicht ausgebrütet. Es wird also von vornherein verhindert, dass männliche Küken zur Welt kommen.  

Aber selbst wenn der Verbraucher diesen Hintergrund kennt –  kann er oder sie dem Label auf der Eierverpackung überhaupt ansehen, welchen Weg der Erzeuger im Falle der zum Kauf angebotenen Eier angewandt hat, um das Kükenschreddern zu verhindern? Unterstützt er mit seinem Kauf die Aufzucht der männlichen Küken oder aber deren Nicht-zur-Welt-Kommen? Hier setzte die GfK-Umfrage an.

45 Prozent finden den Hinweis „ohne Kükentöten“ für beide Alternativen ausreichend. 38 Prozent der Befragten akzeptieren diese Angabe nur, wenn das männliche Küken tatsächlich zur Welt kommt und aufgezogen wird.

Bei der Vorlage von vier verschiedenen Eierpackungen mit Labeln zum Thema Kükentöten und Bruderhähne wird die Verwirrung deutlich: Nur die beiden Label „Huhn & Hahn“ und „Hähnlein“ konnten immerhin 71 beziehungsweise 68 Prozent richtig einordnen. Sie wussten, dass es dabei um die Aufzucht auch der männlichen Küken geht. Die Bedeutung der anderen beiden abgefragten Label „Bruderhahn-Patenschaft“ von Dein Landei und „Ohne Kükentöten“ von respeggt kannten 56 beziehungsweise 30 Prozent nicht. 46 Prozent nahmen an, dass hinter „ohne Kükentöten“ eine Bruderhahnmast steckt, was nicht der Fall war. Hier wird das Kükentöten durch das Aussortieren des Eies vor dem Ausbrüten vermieden.

Demzufolge wünschen sich die Befragten mehr Transparenz: 73 Prozent fordern, dass zusätzlich zur Angabe „ohne Kükentöten“ die Methode genannt wird, mit der der Kükentod vermieden wird.

Verbraucherschützer Burdick zieht daraus die Konsequenz: „Die Ergebnisse zeigen, dass ein Teil der Kennzeichnungen und insbesondere die bloße Angabe ,ohne Kükentöten’ nicht verbraucherfreundlich ist. Wir erwarten, dass Hersteller Hühnereier eindeutig kennzeichnen. Neben der eingesetzten Methode der Geschlechtsbestimmung im Brutei oder Bruderhahnaufzucht sollte auch transparent gemacht werden, wie und wo Bruderhähne aufgezogen werden.“