Mikroappartments in Bilk In Bilk sollen auf einer Gewerbefläche 125 Mikroappartements entstehen

Düsseldorf · Bezirksbürgermeister Siegesmund erzielt Kompromiss mit Investor für eine höhere Quote sozial geförderter Wohnungen.

Hinter diesem Haus an der Martinstraße befindet sich der Gewerbehof, der bebaut werden soll.

Foto: Annic Völkel

Ob in Flingern, in der Stadtmitte oder jetzt auch in Bilk: Immer öfter müssen sich die Stadtteilpolitiker mit Anträgen befassen, in denen Investoren Mikroappartements bauen wollen. Die Begeisterung für diese Mini-Wohnungen, auch mal nur 17 Quadratmeter klein, ist bei der Politik nicht groß. Lieber sähen sie es, wenn bezahlbarer Wohnraum für Familien entstünde. Doch oft haben die Stadtteilpolitiker keine rechtliche Handhabe, ein solches Bauprojekt abzulehnen. So beispielsweise in Flingern, wo ein Investor anstelle der drei ehemaligen Bordellhäuser ein Haus mit 70 Appartements (17 bis 27 Quadratmeter) baut. Jetzt lag der Bezirksvertretung 3 (unter anderem zuständig für Bilk und Unterbilk) eine Bauvoranfrage vor, die für Kritik sorgte. Ein Investor möchte auf dem Gelände an der Martinstraße 42 rund 160 Wohnungen bauen, davon 125 barrierefreie Mikroappartements.

Die Fraktion der Grünen hatte sogar angekündigt, „die Aufstellung eines Bebauungsplans zu beantragen“, damit die Stadt und Bürger mehr Mitspracherecht bei der Art der Bebauung an der Martinstraße bekommen. Das aber hätte einen Baubeginn erheblich verzögert.

Dass dies nun nicht passieren wird, ist wohl den Gesprächen geschuldet, die Bezirksbügermeister Marko Siegesmund (SPD) mit dem Investor und den Fraktionen im Vorfeld geführt hatte. „20 Prozent der gesamten Wohnflächen werden nun sozial-geförderter Wohnungsbau, und im Vorderhaus werden die Mieten preisgedämpft“, sagt Siegesmund. Mit dieser Lösung kann er leben, auch wenn er bekennt: „Ich mag den Begriff der Mikroappartements nicht. Aber wir brauchen sie wohl in einem Stadtbezirk mit vielen Singlehaushalten.“

Und so stimmte die Bezirksvertretung bei einer Enthaltung (Linke) für die Umwandlung des knapp 6000 Quadratmeter großen Grundstücks in Bilk nahe der Stadtteilgrenze zu Unterbilk. Es befindet sich genau gegenüber des kürzlich fertiggestellten neuen Viertels „Highdeway“ mit 55 Eigentums- und Mietwohnungen sowie sieben Stadthäusern. Von der Straße aus ahnt man nicht, welch großes Grundstück sich hinter dem Hausdurchgang der Martinstraße 42 verbirgt. Das Vorderhaus bleibt stehen, es bekommt eine neue energetische Fassade, die Mieter können darin wohnen bleiben, erklärte Architekt Mario Reale (greeen! architects GmbH).

Das Baugrundstück grenzt an die Bahntrasse, und entlang dieser sollen die 125 Mikroappartements gebaut werden. Sie werden 25 Quadratmeter groß und bekommen eine Loggia. Zudem werden auf dem Gelände neun größere Wohnungen für Wohngemeinschaften gebaut, fünf rollstuhlgerechte Wohnungen und in weiteren Gebäuden 31 Wohnungen für Familien und Senioren.

Heute ist das Gewerbegrundstück fast vollständig versiegelt. Laut Verwaltung stehen die meisten der Gewerbehallen leer. In einer befindet sich noch ein Fitnessstudio. Im Herbst will der Investor den Bauantrag stellen. Bis dahin will er bereits mit dem Abriss der Hallen beginnen. Dann folgt zunächst der Bau einer Tiefgarage.

Die Nachbarschaft im dicht bebauten Viertel wird sich auf bis zu 20 Monate Bauzeit einstellen müssen. Vier satzungsgeschützte Bäume müssen für das Projekt gefällt werden, 20 sollen dafür neu gepflanzt werden. Die Flachdächer der neuen Häuser sollen begrünt und mit Photovoltaik ausgestattet werden.