Kultur Wegen Corona probt der Chor jetzt auf dem Tennisplatz

Die Gesangsschule Vocalist Partner tritt am 11. September im Barmer Bahnhof auf.

Monika Brockhaus und ihre Gesangsschule „Vocalist Partner“ proben jetzt auf dem Tennisplatz.

Foto: Fries, Stefan (fri)

In Corona-Zeiten stößt auch der Chorgesang, eigentlich Ausdruck purer Lebensfreude, an seine Grenzen. Bergen doch die beim gemeinsamen Singen freiwerdenden Aerosole eine ernstzunehmende Ansteckungsgefahr. Und wenn man, wie Diplom-Gesangspädagogin Monika Brockmann mit ihrer Gesangsschule „Vocalist Partner“, am 11. September im Barmer Bahnhof ein Konzert zum zehnjährigen Jubiläum geben will, dann ist, was die Proben dazu angeht, Kreativität gefragt.

Da traf es sich gut, dass die auf nationalen und internationalen Bühnen erfahrene Solo-Sopranistin auch eine begeisterte Tennisspielerin ist und bei Jörg Schüller im Tennispark Fischertal regelmäßig Stunden nimmt. „Ihr könnt bei mir auf der Terrasse oder auf einem der fünf Plätze proben“, bot Schüller an. Und seitdem kommen die Aktiven auf den anderen Spielfeldern ebenso in den Genuss fröhlicher Klänge wie einige Spaziergänger in den Barmer Anlagen, wenn gerade Probenzeit ist.

Wie am Samstagmorgen, als sich eine muntere Schar von sechs Sängerinnen und einem Herrn auf der Terrasse des Bistros und auf Platz vier eingefunden hatte: Unter Einhaltung des vorgeschriebenen Abstands mit sichtlicher Freude am Klang der eigenen Stimme in freier Natur schmetterten sie die „Dancing Queen“, den „Jesus Christ Superstar“ oder Hits von Lady Gaga zu Begleitmusik aus der mobilen Anlage und übertönten melodisch das Ploppen der aufspringenden gelben Filzkugeln der Sportler nebenan. Aufmerksam beobachtet von ihrer Chorleiterin, die zwischendurch Tipps gab, freundlich auf Verbesserungsmöglichkeiten hinwies und für die jeweiligen Stücke unterschiedlich große Gruppen einteilte.

Während des Lockdowns
gab es Online-Kurse

„Es ist für alle ein völlig neues Gefühl, so unter freiem Himmel zu singen. Die Akustik ist ganz anders als innerhalb geschlossener Räumen“, stellte Monika Brockmann fest. Sie betreut Schüler zwischen fünf und 80 Jahren und hat während des Corona-Lockdowns online Kurse gegeben. „In dieser Zeit habe ich alle Wohnzimmer kennengelernt“, sagte die Gesangspädagogin schmunzelnd, die unter anderem auch Jung-Talente auf ihre Auftritte in Casting-Shows vorbereitet.

„Es gibt nur wenige Menschen, die gesanglich völlig untalentiert sind“, erklärte sie. Und Maleen von der Heydt, eine ihrer Schülerinnen, berichtete: „Ich mache hier mit, weil meine Schwester gesagt hat, dass ich überhaupt nicht singen könnte. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt.“ Inzwischen ist Maleen seit sieben Jahren dabei und singt nicht nur wohlklingend voller Enthusiasmus, sondern swingt wie die übrigen Vocalistinnen voller Musikalität im Rhythmus mit.

Ein wenig zurückhaltender ist da Udo Kempkes, Radiologe von Beruf, der sich aber unter so viel stimmgewaltiger Weiblichkeit offensichtlich wohl fühlt und mit sichtlichem Vergnügen auf das Jubiläumskonzert am 11. September im Barmer Bahnhof hin arbeitet. fwb