Kultur „Der Stein sagt mir, was er werden will“

Neue Galerie am Katernberg zeigt Skulpturen.

Johannes Küßner Roswitha Rensmann

Foto: Fries, Stefan (fri)

Das Material, das sie bearbeiten, ist unterschiedlich und doch finden sich viele Parallelen bei Roswitha Rensmann und Johannes Küßner. Die beiden Katernberger Künstler stellen gemeinsam in der neu eröffneten Galerie von Küßner aus. Hat das Material die Künstler gefunden oder die Künstler ihr Material? In ihrem Fall trifft wohl beides zu und beide arbeiten mit ganz viel Herzblut. Sie berichten mit Begeisterung von ihrer Tätigkeit, wie sie an ihr Material gelangen und wie sie es bearbeiten. Sie arbeiten autodidaktisch, gleichzeitig intuitiv und lassen so den Kunstwerken Zeit zu entstehen. Auch andersherum geht es. „Ich sehe einen Stein und weiss: Das wird ein Elefant. Er sagt mir, was er werden will“, erzählt Rensmann. Sie kam erst mit Beginn der Pension dazu als Bildhauerin tätig zu sein. Doch der Wunsch begleitete sie schon als junger Mensch und sie hat auch gleich einen Appell: Wenn ihr was machen wollt, macht es, probiert es aus. Sie arbeitet unter anderem mit Alabaster, Sandstein oder Marmor, ihrem Lieblingsstein. „Er bricht nicht zu leicht.“ Ihre Werke sind im wahrsten Sinne des Wortes Handarbeit, sie schleift und poliert überwiegend mit der Hand. „Ich arbeite aus dem Bauch heraus, so wie die Motive kommen. Steine leben für mich, sind sie doch oft Millionen von Jahren alt.“ Respekt vor dem Material klingt mit, wenn sie erzählt, dass sie ein Ensemble aus einem, in drei Teile zerbrochenen Stein mit „Freunde seit Millionen Jahren“ betitelte. Ergebnis und Titel des Werkes gehen eine enge Verbindung ein.

So auch bei Johannes Küßner. Der gelernte Schreiner liebt Holz. Seit rund 15 Jahren erweckt er altes Holz zu neuem Leben. Oft sind die Fachwerkbalken aus alten Gebäuden ein paar hundert Jahre alt und genau richtig für ihn. Die alten Eichenbalken werden gesäubert, Geruch, Staub und Struktur lassen ihn Geschichten aus der Vergangenheit erahnen. Es entstehen Skulpturen, die in ihrer Schlichtheit berühren. „Die Arbeit ist entspannend wie Meditation.“ Durch die Röntgen Gesellschaft gelangten Skulpturen von ihm, die er aus Balken des Geburtshauses von Wilhelm Conrad Röntgen fertigte, bis nach Amerika. Für die Remscheider Gedenkstätte zur Erinnerung an das Schicksal jüdischer Mitbewohner im Zweiten Weltkrieg, gestaltete er einen drei Meter hohen Engel. Beide nehmen Auftragsarbeiten an, haben an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und freuen sich über Feedback.

Küßner, der seit rund sechs Jahren schon die „Galerie Rouge“ in Remscheid-Lennep betreibt und dort, in einer angemieteten alten Bäckerei auch arbeitet, will am Katernberg einen Platz schaffen, um Menschen zusammen zu bringen. Die Küßners haben ein offenes Haus, können sich auch Musikdarbietungen vorstellen. Rund 20 Objekte werden momentan gezeigt, in einem großen Innenraum und im gemütlichen Garten. Offen ist man auch für andere Künstler. Wer Interesse hat, seine Werke einmal zu präsentieren kann sich gerne melden: unter Telefon 0175/7933252 oder per E-Mail an

»Die Galerie ist ab dem 22. Juli jeden Mittwoch von 11.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Sie ist barrierefrei zu erreichen. Adresse: In den Birken 84.