50 Ratten suchen ein Zuhause

Im Tierheim wird es eng. In drei Wochen haben sich sieben Nager mehr als verfünffacht.

Mönchengladbach. Vor etwa drei Wochen wurden ins Tierheim Mönchengladbach — vom Ordnungsamt angewiesen — sieben Farbratten eingeliefert. Mittlerweile wird es in den Käfigen eng: Die Nager haben sich mehr als verfünffacht. 50 Tiere wuseln durchs Stroh — und ein Ende ist nicht in Sicht. Einige Tiere sind schon wieder schwanger.

Grund für die Rattenexplosion: „Männchen und Weibchen lebten bei der Besitzerin zusammen“, sagt Tierheimleiterin Jasmin Dickmanns. Und ist ein Rattenweibchen einmal gedeckt, kann sie gleich mehrmals Jungtiere bekommen. „Es speichert den Samen und kann so, direkt nachdem es geworfen hat, wieder trächtig sein“, erklärt Dickmanns.

Das Tierheim hat die sieben Ursprungstiere direkt nach Geschlechtern getrennt — doch da war es schon zu spät. Alle fünf weiblichen Tiere waren schwanger. Wenige Tage nach der Abgabe kamen bereits die ersten Babys im Heim am Hülserkamp zur Welt.

Die sind jetzt zweieinhalb Wochen alt — und bald schon geschlechtsreif. Doch von der Mutter trennen, kann man sie noch nicht. „Sie werden noch gesäugt“, sagt die Leiterin. Den Zeitpunkt abzupassen, wann die Tiere separiert werden müssen, sei nicht so leicht. Ebenso wie die Böcke kastrieren zu lassen. „Eine Narkose ist bei derart kleinen Tieren immer ein großes Risiko“, sagt Dickmanns.

Schon jetzt bevölkern die Gruppen mehrere Käfige. Die Mitarbeiter müssen viel Zeit in die Reinigung investieren. Dazu kommen noch die Fütterungen. Wer die Kosten für den Aufenthalt trägt, ist noch nicht geklärt. „Eigentlich müsste die Besitzerin dafür aufkommen. Aber wir wissen nicht, ob sie zahlungsfähig ist“, sagt die Tierheimleiterin. Im Normalfall berechnet das Tierheim pro Tier und Tag 1,50 Euro. Bei 50 Ratten käme da einiges zusammen.

Die Besitzerin hat bisher keinen Kontakt zum Tierheim aufgenommen — sie wird derzeit in einer Klinik behandelt. Laut Dickmanns entscheidet das Veterinäramt, ob die Halterin ihre Ratten — zumindest die sieben erwachsenen — zurückbekommt.

Die Jungtiere sollen vermittelt werden. „Privatpersonen können sich bei uns melden. Wir wären auch dankbar für die Unterstützung von Rattenorganisationen und -hilfen.“ Eines kommt für Dickmanns aber auf keinen Fall in Frage: Verfüttern. Zoos aus der Umgebung hätten sicherlich an den Ratten als Zwischenmahlzeit für ihre Raubtiere und Reptilien Interesse. „Wenn die ihre kleinen Augen geöffnet haben und einen anschauen, bekommt man das nicht übers Herz.“