619 junge Leute suchen Lehrstelle
Die Stadtverwaltung bildet erneut nur für den Bedarf aus. Auch bei Handwerkern schrumpft das Angebot.
Mönchengladbach. Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) hat am Montagmorgen in der Abtei neue Azubis begrüßt. Und ihnen gleich verklickert, dass es "in der heutigen Zeit gar nicht selbstverständlich ist, einen Ausbildungsplatz zu bekommen." Dass die Stadt mit ihren mehr als 3000 Beschäftigten nur elf Nachwuchskräfte verpflichtete, kritisiert die Personalratsvorsitzende der Stadtverwaltung, Roswitha Mirbach.
"Wir fordern schon länger von der Politik, über Bedarf auszubilden." Mehr als kritisch sieht es Mirbach, dass die Kommune im Bereich gewerbliche Ausbildung gar nichts mehr tut.
Gerade mit Blick auf die Altersentwicklung seien Ausbildungen wichtiger denn je. Mirbach: "Ab 2020 gehen jährlich rund 120 Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung in Pension." Die Arbeitnehmervertreterin weiß, dass die Qualifizierung Geld kostet. Das die Stadt nicht hat. Beispiel Oberhausen: die hoch verschuldete Kommune darf nicht mehr ausbilden. Die Kommunalaufsicht der Bezirksregierung hat’s verboten.
Heinz Heithausen, Personalchef in der Stadtverwaltung, ergänzt: "Zu den elf Neuen kommen vier angehende Berufsfeuerwehrleute hinzu." Und ab 1. September noch zwölf Personen für den gehobenen Dienst. Dann sei man wie im vergangenen Jahr wieder bei 28 Nachwuchskräften. Zu wenig, gesteht auch Heithausen.
Unter den elf städtischen Neuzugängen ist auch Birte Coun (19). Sie und die anderen zehn beginnen eine Ausbildung als angehende Beamtin/Beamter des mittleren nichttechnischen Dienstes (3) sowie zur Verwaltungsfachangestellten (8).
296 Ausbildungsangebote bei der Gladbacher Arbeitsagentur tragen gestern den Vermerk "unbesetzt". 619 junge Leute aus Mönchengladbach, darunter auch ältere Bewerber, sind nach Angaben von Agenturchef Johannes Wilhelm Schmitz noch auf der Suche. "Das ist viel, aber ich denke, dass wir bis Ende September diese hohe Zahl der nicht versorgten Bewerber deutlich drücken können", sagt er.
Zum Vergleichen: Der Agentur wurden für Gladbach 1343 Stellen gemeldet, gleichzeitig klopften 1810 junge Leute an. Im Vorjahr waren es 2016 Interessenten und 1720 Stellen. In der Tendenz um drei bis fünf Prozent rückläufig ist das Lehrstellen-Angebot bei der Kreishandwerkerschaft gegenüber 2008. Das sagt ihr Geschäftsführer Stefan Bresser.
Derzeit hätten 257 junge Leute einen Vertag in der Tasche. Im vorigen Jahr, zur gleichen Zeit, waren es 239. Wegen der Sommerferien rechnet Bresser im September mit weiteren Abschlüssen "um die 150 bis 200". Daher könne man derzeit nur von einer Momentaufnahme sprechen.