Alltagsradler sind Exoten
F wie Fahrradfahren berichtet im Sommer-ABC von der empfohlenen Tour eines Lobbyisten, aber viel mehr über sein Plädoyer für Radfahren nicht nur in F wie Freizeit.
Wer den Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Mönchengladbach, Bernhard Cremer, nach einer empfehlenswerten Route für eine Fahrradtour fragt, bekommt eine klare Antwort: "Immer an der Niers entlang." In Routen-Karten wie "Der Niers-Radwanderweg" ist alles Nötige zu finden (siehe Kasten). Danach holt Cremer einmal kurz Luft und sagt, dass er nur ungerne solche Empfehlungen gibt. "In der Vergangenheit ist mir das Rad viel zu sehr zum Spaßvehikel gemacht worden."
Viel wichtiger sei ihm als Vorsitzenden des ADFC, dass "die Menschen das Fahrrad mehr mit dem Alltag verknüpfen und nicht für jede Tour ins Auto steigen". Im eigenen Bekanntenkreis erlebe er, "wie für eine Fahrt von 100 Metern das Auto gebraucht wird". Wer mit dem Rad zur Arbeit fahre, gelte als Exot. "Wer im Supermarkt mit einer Packtasche gesehen wird, wird gebeten, die doch in den Kofferraum zu tun."
In Mönchengladbach werde Fahrradfahren zu sehr mit Sommer, Sonne, Freizeitvergnügen verbunden. "In der Stadt ist beim Thema Verkehr irgendetwas falsch gelaufen."
Die Aufgabe des ADFC sehe er darin, sich für eine bessere Radwege-Planung einzusetzen. Da bekommen seiner Meinung nach "die Radfahrer die Brosamen von dem Tisch, der für die Autofahrer gedeckt wird". Wenn nach einer Straße die Parkplätze fertig geplant seien, werde der restliche Platz auf Fußgänger und Radfahrer aufgeteilt. Und viele Pläne seien sogar gefährlich für die Radler.
Beispiel Kreisverkehr Wickrath. Dort wird ein neuer Kreisel in der Nähe der neuen Brücke (Wickrathhahner Straße) gebaut. "Aber weil das eine Landesbehörde plant, geschieht es nach Schema F." Seine Versuche, mit der Kritik des ADFC Gehör zu finden, seien gescheitert. Jetzt werde es bergab einen Zwei-Richtungs-Radweg geben. Was dazu führe, dass ein aus einer Seitenstraße kommender Autofahrer nach Radfahrern aus drei möglichen Richtungen Ausschau halten müsste. "Da können Radfahrer so leicht übersehen werden."
Dass es besser gehe, zeigten die Kreisverkehre der Brucknerallee. Hier sei der Radweg in den Kreisel auf die Straße verlegt und nur in eine Richtung befahrbar.