Angst vor Alkoholismus

Von wegen "Koma-Saufen": Am Freitag gab es auf dem Kapuzinerplatz nur harmlose Drinks für Jugendliche.

Wenn Jessica (16) abends mit ihrer Clique unterwegs ist, trinkt sie gerne mal ein paar Schlucke Alkohol. So richtig besoffen war sie allerdings noch nie: "Ich kannte mal jemanden, der Alkoholiker war, da hab ich Angst vor. Außerdem will ich nicht die Kontrolle verlieren", sagt die Schülerin. Auch ihr Freund Can (16) genießt öfter mal ein paar Bier. Einmal hatte er es übertrieben und musste sich übergeben. Seitdem ist er vorsichtig geworden. "Ich kenne meine Grenzen jetzt", sagt er.

Joaquim (15) hingegen mag überhaupt keinen Alkohol. "Es schmeckt nicht und ich mag es nicht, besoffen zu sein", sagt er. Die Kids schlürfen genüsslich an ihren Getränken. Für eine süße Erfrischung bei den warmen Temperaturen haben sie Fruchtsäfte, Sahne und Kokossirup mit Eiswürfeln gemixt. Auf einen Schuss Rum oder Wodka verzichteten im Cocktail verzichten sie.

Alkohol gab es beim gestrigen Informationstag des Jugend-Netzwerks sowieso nicht, obwohl er im Mittelpunkt der Veranstaltung stand. "Alkohol - ein Thema" lautete das Motto der Aktion auf dem Kapuzinerplatz, die von verschiedenen Gladbacher Jugendeinrichtungen zum dritten Mal angeboten wurde. Jedes Jahr geht es um ein bestimmtes Thema, das junge Menschen betrifft.

Die Jungen und Mädchen konnten sich dort an Ständen informieren. In einem Kettcar-Parcours konnte man eine Spezialbrille testen, die einen Rauschzustand simuliert. Mit dem Thema Alkohol befasste sich auch das Theaterstück "Der Blaumann". "Wir wollen Jugendliche über den Genuss und die Gefahr informieren", sagt Andreas Kreder von der ökumenischen Jugendarbeit Eicken (ÖJE).

Zurzeit gäbe es immer häufiger "Flatrate-Parties", bei denen es viel Alkohol für wenig Geld gibt. Das verführe Teenies häufig zum "Saufen". Auch Fälle wie der eines 16-jährigen Berliners, der nach vielen Tequilas ins Koma fiel und starb, zeige, dass Aufklärung in diesem Punkt nach wie vor wichtig sei. "Viele trinken schon mit zwölf Jahren ihr erstes Bier. Sie wollen cool und erwachsen sein, dazugehören, sind sich aber der Risiken nicht bewusst", sagt Kreder.

Gefährlich werde es vor allem dann, wenn Jugendliche versuchten, Probleme mit Alkohol "wegzutrinken". Deshalb nutzte das Netzwerk Jugend den Tag, um Kontakte zu den Kids herzustellen und sich als Ansprechpartner vorzustellen. "Wir wollen den Alkohol nicht komplett verbieten, wir wollen daran erinnern, es nicht zu übertreiben, die Wirkungen richtig einzuschätzen und ihn nicht zu missbrauchen, sondern wachsam zu sein", so Kreder.