Annette Lehmberg: Neue Spitze im Landgericht

Die Neue an der Spitze, Annette Lehmberg, ist von der „familiären Atmosphäre“ im Haus begeistert.

Foto: Knappe

Mönchengladbach. Sie ist Fan des FC Schalke 04, hat aber von ihren ehemaligen Kollegen zum Abschied eine Kapitänsbinde mit dem Logo von Borussia Mönchengladbach drauf geschenkt bekommen. Das versöhnt vielleicht viele Borussen-Fans, obwohl sie Annette Lehmberg wahrscheinlich nie persönlich kennenlernen werden.

Die 51 Jahre alte gebürtige Solingerin ist seit gut einer Woche neue Präsidentin des Gladbacher Landgerichts (die WZ berichtete). Sie will zwar nicht nebenbei auch noch Nachfolgerin von Borussen-Kapitän Filip Daems werden, aber mit seinen Aufgaben kann sie sich anfreunden. „In der Jobbeschreibung steht, dass ein Kapitän keine Sonderrechte hat, aber eine gewisse Verantwortung für sein Team“, sagt die Mutter eines 16-jährigen Sohnes. Er sorgt immer wieder dafürt, dass sie und ihr Mann mit ins Stadion gehen, wenn Schalke ein Heimspiel hat. Als Kontrastprogramm geht sie mit ihrem Mann auch immer wieder gerne in die Oper.

Der Gedanke des Teamplayers gefällt Lehmberg. Menschen sind für sie wichtig: Die knapp 160 Mitarbeiter des Landgerichts, deren Chefin sie jetzt ist, genauso wie die, die als Besucher oder Angeklagte in das Landgerichtsgebäude an der Hohenzollernstraße kommen.

Schon am ersten Tag an ihrer neuen Arbeitsstelle hat Lehmberg viele Gespräche geführt. Inzwischen kennt sie die meisten ihrer Mitarbeiter persönlich.

Die Entscheidung für Gladbach als Arbeitsort ist ihr leicht gefallen. „Mein Mann hat früher mal am Gladbacher Landgericht als Referendar gearbeitet und von der familiären Atmosphäre geschwärmt. Auch Gladbacher Kollegen, mit denen ich im Düsseldorfer Justizministerium zusammengearbeitet habe, sehen das so“, sagt die neue Landgerichts-Chefin. Deshalb war es für sie klar, dass sie sich intensiv um die Stelle bemühen würde. „Schon nach einer Woche finde ich all das bestätigt“, sagt sie.

Für Lehmberg war immer klar, dass sie irgendwann zurück wollte zur Gerichtsverwaltung. Allerdings nicht, ohne den Kontakt zur Basis zu verlieren. In ihrem neuen Job muss sie sich auch weiterhin als Richterin bewähren. Lehmberg ist Vorsitzende der Berufungszivilkammer und verbringt dadurch knapp ein Drittel ihrer Arbeitszeit in Gerichtssälen.

Privat ist die 51-Jährige stark in ihrer Heimatstadt Solingen verwurzelt. Deshalb nimmt sie es in Kauf, jeden Tag mit ihrem Auto rund eine Stunde lang die 60 Kilometer zum Job zu fahren.