Arbeitsmarkt: „Wir finden keine Fachkräfte“
Die Zahl der Arbeitslosen ist nach wie vor hoch. Dennoch tun sich Firmen schwer, Mitarbeiter zu finden, wie das Beispiel eines Autozulieferers zeigt.
Mönchengladbach. Auto-Kabel forscht. Die Firma ist ansässig in Hausen-Schwarzwald. In Mönchengladbach an der Erkelenzer Straße im Stadtteil Rheindahlen ist die zentrale Forschung und Entwicklung der Auto-Kabel beheimatet. Derzeit 30 Fachleute leisten die Forschungsarbeit für sämtliche Auto-Kabel-Niederlassungen in Europa, Südost-Asien, den USA und Mexiko mit insgesamt 1400 Mitarbeitern.
Als Ergebnis der Forschung kann Franz-Josef Lietz, Chef der Rheindahlener F&E, sagen: "Wir sind Weltmarktführer in Sachen Aluminiumverkabelungen im Fahrzeug." Und, selbst in Zeiten boomender Konjunktur, erfreulich zu hören: "Die Firma ist ausgelastet bis obenhin mit den laufenden Projekten."
Es geht in den Forschungslaboren, kurz gesagt, um die ständige Verbesserung der Steuerung des Energiebedarfs in Autos, um Batterieklemmen, Kabelschuhe und Sicherungskonzepte, um die Kabel selbst. Die sind längst nicht mehr dick und rund mit dicker Kunststoff-Isolierung. Flach und dünn sind die modernen Energieverteiler mit schützenden isolierenden Schichten. Das kostengünstigere Aluminium hat längst das teure Kupfer ersetzt.
Die Kundenpalette zeigt die Logos von BMW, Audi, VW, Ford, Porsche, aller namhaften Autobauer, aber auch von Produzenten von Lastwagen und Traktoren. Die Frage nach Expansion und Produktionserweiterung angesichts solch wohlklingender Namen ist für Lietz Stichwort, ein Problem der Auto-Kabel, aber längst nicht dieser Firma allein, anzusprechen: "Wir brauchen kurz- und mittelfristig acht bis zehn Leute."
Zwar sinken die Arbeitslosenzahlen, sie sind aber immer noch hoch, da sollte es kein Problem sein, die Stellen zu besetzen, doch: "Der Markt ist leer", hat Lietz längst festgestellt. Auto-Kabel sucht Maschinenbauer, Mechatroniker, Kfz-Techniker, Ingenieure und Meister. "Oder Leute mit ähnlicher Ausbildung, gleich ob 30 oder 50 Jahre, männlich oder weiblich", ergänzt Lietz, "die Leute müssen nicht 24 sein mit 30-jähriger Berufserfahrung. Wir nehmen gestandene Leute auch über 50, die keine Angst haben, wenn neue Techniken auf sie zukommen."
Zweierlei Ursachen für den Fachkräfte-Mangel hat der Auto-Kabel-F&E-Chef ausgemacht: "In den 80er und 90er Jahren war Deutschland technikfeindlich, alle technischen Berufe wurden in den Hintergrund gedrängt. Und die Betriebe sparten am falschen Ende, bei der Ausbildung, die nun mal Geld kostet." Man sei da jetzt in ein Loch gefallen.
In dem säßen nun auch die Großen, ob BMW oder Siemens. Die fischten bei der Arbeitskräftesuche die Unis ab. Das Nachsehen hätten die Mittelständler wie Auto-Kabel. Obwohl der Mittelstand sicherer sei, auch von der Dotierung mithalten könne und attraktive Arbeitsplätze biete: "Wir sind immer nur gewachsen durch gute Ideen und Innovation."
Sein Rat und auch Wunsch deswegen an junge Leute, Absolventen von Universitäten oder Hochschulen: "Bewerber sollten sich nicht nur auf die Großen stürzen, sondern sich auch die Firmen in unmittelbarer Umgebung angucken."