Gesamtschul-Initiative : Großvater kämpft für den Enkel
Der 75-jährige Rheydter Henner Dieck will Jasper (8) einen sicheren Lern-Platz ermöglichen.
Mönchengladbach. Mit Schule habe ich nichts mehr am Hut - das könnte sich Henner Dieck sagen. Schließlich liegt seine Zeit am Math.-Nat.-Gymnasium schon Jahrzehnte zurück. Der 75-Jährige könnte sein Rentnerdasein genießen und die momentane Diskussion über das Thema Gesamtschule gemütlich im Sessel sitzend in der Zeitung verfolgen. Genau so könnte Henner Dieck es machen.
Doch der Rheydter denkt gar nicht daran - sondern macht das genaue Gegenteil: Für die gerade neu gegründete Mönchengladbacher Initiative Gesamtschule (Migs) mit aktuell etwa 20 Mitgliedern hat er sich zum Stellvertretenden Vorsitzenden wählen lassen. Der Grund für dieses Engagement heißt Jasper, ist acht Jahre alt und Henner Diecks Enkel.
"Es gibt eine Menge Eltern in der Stadt, die unbedingt mittun wollen, dass ihr Kind in ein oder zwei Jahren auf die Gesamtschule gehen kann", sagt Dieck.
Und Jasper sei so ein Kind. "Ich bin kein Pädagoge", so der Großvater, "aber ich habe mich informiert und glaube, dass die Gesamtschule der Haupt- und Realschule vorzuziehen ist."
Jaspers Mutter, Diecks Tochter, würde ihr Kind auch mit einer Empfehlung fürs Gymnasium auf eine Gesamtschule schicken. "Sie ist alleinerziehend und berufstätig und daher angewiesen auf eine Schulform, die darauf Rücksicht nimmt."
In Mönchengladbach wurden aktuell über 500 Kinder, die bald die Grundschulen verlassen, an einer Gesamtschule abgewiesen. Anmeldungen hatte es rund 1150 gegeben.
"Jeder neue GesamtschulPlatz ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagt MigsSchriftführer und SPD-Mitglied Reinold Schiffers (56), von dessen fünf Kindern inzwischen vier die Gesamtschullaufbahn beendet haben - zwei mit Abitur, eins mit mittlerer Reife, eins mit Hauptschulabschluss.
Henner Dieck zeichnet ein hoch emotionales Bild der Lage bei betroffenen Eltern und Schülern: "Wir hatten schon weinende Eltern und sogar zum Hungerstreik bereite Kinder - weil sie unbedingt auf die Gesamtschule wollten."