Bei den Burggrafen hängt der Haussegen schief
Die Karnevalisten haben sich verkracht. Der MKV musste sich wegen der Finanzen einschalten.
Es ist wohl die honorigste Gruppe, die es im Mönchengladbacher Karneval gibt: Die Burggrafen, die seit 1969 jedes Jahr proklamiert werden, sind Männer und Frauen mit Rang und Namen. Doch ausgerechnet in der Karnevalsgesellschaft, zu der die Burggrafen gehören, gibt es einen Riesen-Streit. Vorstandsmitglieder sind zurückgetreten, und Günther Pilz, der Sprecher der Burggrafen, hat sich selbst ein Sabbatjahr verordnet. „Ich werde ein Jahr lang an keinen Aktivitäten der Ruet-Wiss Okerke teilnehmen“, bestätigte Pilz gestern.
Grund für den Streit ist das Casino. Das hatte die Karnevalsgesellschaft in der früheren Stadtteilbücherei eingerichtet. Die Karnevalisten richteten es mit viel Eigenaufwand her, hatten dort eigene Veranstaltungen und vermieteten es auch an andere Vereine. Doch obwohl die Stadt nur wenig Miete von Ruet-Wiss Okerke haben wollte, machte der Verein mit dem Casino Miese.
„Es drohte uns der Verlust unserer Gemeinnützigkeit. Darum musste ich schweren Herzens entscheiden, dass wir das Casino abgeben“, erläutert der Vereinsvorsitzende Helmut Deden. Der Mönchengladbacher Karnevalsverband MKV schaltete sich in den Fall ein. Dessen Schatzmeister Bruno Wiessner prüfte die Finanzen und riet dringend zum Einschnitt. „Wir mussten uns an der Stelle einmischen, auch wenn das nicht allen gefallen hat“, sagt Karnevals-Boss Bernd Gothe.
Günther Pilz spricht von einer „großen Enttäuschung“, weil das Casino komplett leer geräumt ist. Er hatte angeboten, bei der Finanzierung zu helfen, und hat nun einen Förderverein gegründet, der für den Erhalt des Casinos für Odenkirchen kämpfen will. Pilz und einige Mitstreiter kamen am vergangenen Wochenende nicht zum Sommerfest des Vereins. Seine Ankündigung, ein Jahr seine karnevalistischen Aktivitäten ruhen zu lassen, sorgte für Unruhe unter den Karnevalisten, die nicht wussten, ob sie nun auch einen neuen Burggrafen-Sprecher brauchen. „Das Amt führe ich natürlich weiter. Ich bin ja von den Burggrafen gewählt, nicht von der Gesellschaft“, erläuterte Günther Pilz.
Trotz Knatsch hoffen alle Beteiligten, dass sich die Wogen wieder glätten. „Das wünsche ich mir sehr. Ich bin Rheinländer und harmoniebedürftig“, sagt Deden. Und Pilz spricht von seinen Jahrzehnten in der KG, an der er mit Herzblut hänge. „Da gibt es auch mal schwere Zeiten, und da muss man durch.“ Derweil gibt es in Odenkirchen auch neue Eintracht. Die beiden Gesellschaften Ruet-Wiss und Schwarz-Gold machen am 15. Januar zum ersten Mal eine gemeinsame Karnevalssitzung. Der Eintritt in die Burggrafenhalle ist frei. Bernd Gothe: „Das ist eine tolle Sache.“