Buch-Projekt: Ein Viertel auf 256 Seiten
Ute Gruben und Arne Dorando haben ein Buch über das Gründerzeitviertel geschrieben. Es enthält viele Fotos und Zeitzeugen-Berichte.
Mönchengladbach. „Wenn es kein Buch über das Gründerzeitviertel gibt, dann muss es eben geschrieben werden.“ Als Ute Gruben und Arne Dorando diese Schlussfolgerung zogen, ahnten sie bestenfalls ansatzweise, wie viel Arbeit vor ihnen liegen würde, bevor sie jetzt ihr Werk mit dem Titel „Ein starkes Stück Gladbach — 150 Jahre Gründerzeitviertel und Stadtbauplan“ vorstellen konnten.
Ganz bewusst verzichteten die Hobbyautoren, die das 256 Seiten starke Buch komplett in ihrer Freizeit herstellten, auf eine wissenschaftliche Abhandlung. Sie dokumentieren die Geschichte „ihres Viertels“ auf unterhaltsame Weise — vor allem mit vielen Bildern, aber auch mit Äußerungen von Zeitzeugen. Diese geben bewusst subjektiv ihre Erinnerungen wieder, um den Lesern das Gefühl zu vermitteln, dabei gewesen zu sein.
So erinnert sich Jan-Peter Strauch an zwei Seifenkistenrennen mit Start an der Kaiserstraße und Ziel an der Bismarckstraße. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten er und seine Spielkameraden diese Strecke zum Rodeln mit selbstgebauten Schlitten. Wilma Meyers berichtet über das Haus Erholung als Ort für Sommer-, Weihnachts- und Silvesterbälle.
Bei einem dieser Anlässe entstand der Ausspruch „Er schwenkt unsere Fleischportionen“. Entschlüsselt hieß das: „Er tanzte mit der Frau meines Metzgers.“ Mit den heutigen Straßennamen wird das Gründerzeitviertel in Richtung Oberstadt durch die Viersener Straße begrenzt, in nördlicher Richtung sind es Hermann-Piecq-Anlage/Hohenzollernstraße, in südlicher Richtung die Hindenburgstraße und in Richtung Eicken die Eickener Straße.
Im Buch sind alle Straßen mit den heutigen Namen alphabetisch sortiert. Anhand von Kartenausschnitten können sie schnell lokalisiert werden. Mit dem Buch können die Leser deshalb problemlos Spaziergänge durch das Gründerzeitviertel machen. Quasi auf der Zielgeraden drohte das Buchprojekt noch ins Wanken zu geraten.
Ende September machte die mit dem Layout beauftragte Agentur Pleite. „Nach einem Aufruf meldeten sich aber mehr als zehn Grafiker aus dem Viertel. In nur zwei Tagen haben sie das Buch gestaltet“, erinnert sich Philipp Molitor von der Initiative Gründerzeitviertel, die die Arbeit unterstützt und das Buch herausgegeben hat.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl aller rund 40 an dem Buch beteiligten Personen war die treibende Kraft für das Projekt. „Schließlich sind wir alle Laien, die noch nie ein Buch geschrieben haben“, sagt Autor Arne Dorando. „Alle Beteiligten haben sich ehrenamtlich, also ohne Bezahlung, engagiert“, ergänzt Autorin Ute Gruben.