Bürgerservice: Am Samstag zum Amt
Service: Am Wochenende konnten Bürger zum ersten Mal auch samstags Autos anmelden oder zum Amt gehen. Viele nutzen dieses Angebot, das momentan in einer Probephase läuft.
Mönchengladbach. Am Samstag einen neuen Pass beantragen oder das Auto anmelden - in Mönchengladbach ist das durch einen Modellversuch seit vergangenem Samstag möglich. Die Bürgerservicestellen im Rathaus Rheydt und an der Fliethstraße hatten genauso geöffnet wie die Kfz-Zulassungsstelle an der Rheinstraße.
Dort, wo sonst unter der Woche schon mal 30 Menschen vor der Tür darauf warten, dass die Zulassungsstelle um 7.45 Uhr öffnet, stehen am Samstag um 8.45 Uhr vier junge Männer und eine Frau, die ihren Wagen anmelden wollen. Auf sie wartet ein mit dunklen Rot-Tönen und hellem Birkenholz ausgestatteter Großraum mit vier Mitarbeitern und einem Chef im rosa Designerhemd - ganz leger, ohne Krawatte.
Es ist gerade kurz nach neun, da verlässt Ömer Bahcesever schon wieder das Amt. "Das ging super schnell. Absolut genial. Ich habe mich sogar bei der netten Dame entschuldigt, dass ich samstags gekommen bin. Für mich ist das durch meinen Beruf viel einfacher", erzählt der Elektrotechniker und zeigt glücklich sein Wunschkennzeichen mit der Nummer 13.
Die nette Dame, von der er spricht, das ist Heike Delvos. Seit 1979 arbeitet sie bei der Stadtverwaltung - an diesem Tag zum ersten mal samstags. "Dadurch, dass alle im Team mitziehen und wir eine Super-Truppe sind, ist das schon okay", sagt sie und winkt freundlich den nächsten Kunden zu sich.
Sie wisse eben, dass es für viele Bürger eine große Erleichterung sei. Trotzdem ist es etwas anderes, am Samstag zu arbeiten. "Heute Morgen war es schon komisch, wieder zur Stadtverwaltung zu fahren. Aber dafür sind die Kunden auch entspannter, weil sie nicht den Zeitdruck durch Termine oder den Job im Nacken haben", erzählt sie.
Dienststellenleiter Michael Koenen hat an diesem Samstagvormittag vier Beratungsplätze besetzt. "Wir müssen einfach mal abwarten, wie sich das entwickelt. Ich finde es gut, dass wir neue Wege gehen. Es muss nur für die Mitarbeiter tragbar bleiben", sagt er und meint Öffnungszeiten und Einsatz-Häufigkeit.
Denn am Wochenende wurden bereits erste Stimmen laut, die Öffnungszeiten von 10 bis 14 Uhr bevorzugen würden. "Dann wäre für die Kollegen der Tag natürlich kaputt - und reich, da seien wir mal ganz ehrlich, wird von diesem Arbeitstag keiner", sagt Koenen. Wieviel es bei der Bezahlung genau ist, das will er nicht sagen.
Nach Recherchen der WZ bleiben den Mitarbeitern, die an einem Samstag Dienst schieben, unterm Strich etwas mehr als 40 Euro - für rund sechs Stunden Arbeit.
Inzwischen ist es 10 Uhr, und die Zulassungsstelle füllt sich. "Ich hab erst mal ausgeschlafen und lecker gefrühstückt. Dann hab ich gedacht, dass ich am Samstag mal schön in Ruhe zum Amt gehe, um ein Kurzzeitkennzeichen für mein Auto zu beantragen", sagt Josef Frentzen, der den Service "einfach Klasse" findet. "Endlich tut die Stadt mal was für die Bürger."
Um kurz nach zwölf geht der letzte Kunde. Er ist Nummer 36 an diesem Samstag. "Das war noch nicht ganz so wild vom Zuspruch, aber es hat alles geklappt. Zudem rechne ich damit, dass deutlich mehr Kunden kommen, wenn sich der Samstags-Service herumgesprochen hat", zieht Koenen ein Fazit.