Buntes Stadtschützenfest mit emotionalen Höhepunkten
Der Gladbacher Papst segnet aus dem Krankenbett heraus. Die zweijährige Daria rührt die Zuschauer.
Dieser Drachen war ob seines Charmes unbesiegbar. Daria Kremer (2) war im Drachenkostüm die Jüngste bei der Parade des Stadtschützenfestes — und doch die Größte. Spätestens als sie mit rosa Schnuller fröhlich winkte, schmolzen auch die letzten Zuschauer in der Gladbacher Innenstadt dahin. Und Bürgermeister Michael Schroeren, der mit wallendem blonden Haar und römisch-kurzen Hosen als Siegfried das Rheingold nach Gladbach bringen sollte, mochte sich mit diesem Drachen lieber nicht anlegen. Daria stammt aus der Gladbacher Schützenfamilie schlechthin. Papa Michael war vor drei Jahren selbst Bezirkskönig. Und mit Merle, Tom und Oliver ritten drei der fünf Geschwister von Daria sichtlich stolz auf Ponys bei der großen Parade mit.
Dieses Stadtschützenfest hatte eine Reihe emotionaler Höhepunkte. Bei der Serenade zeigte sich der erkrankte Schützenpräses Johannes van der Vorst seinen Brauchtumsfreunden vom Krankenzimmer des Maria Hilf aus. Ganz in weiß segnete er die Schützen. Auch die Verleihung des Goldenen Sterns zum St. Sebastianus-Ehrenkreuz für den schwerkranken Heinz-Josef Esser beim Ball der Majestäten ging den Schützen ans Herz.
Den weitesten Weg zum Stadtschützenfest hatten Berta und Josef Lohninger. Das amtierende Europa-Königspaar kam extra aus dem Salzkammergut nach Mönchengladbach. Was sie sahen, beeindruckte sie sehr. „So groß werden die Schützenfeste bei uns nicht gefeiert“, sagte Josef Lohninger. Und mit so viel Gaudi wohl auch nicht. Bezirksbundesmeister Horst Thoren ließ — angesichts der Esel auf dem Sonnenhausplatz — zwei echte Esel auffahren und mitparadieren. „Die heißen Cassiopeia und Cibetto — oder wenigstens so ähnlich“, ließ Thoren die Zuschauer gegenüber der Ehrentribüne wissen. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners durfte sich — mit durchwachsenem Erfolg — als Esel-Dompteur versuchen.
Esel bei der Parade sind was ganz Neues. Ein reitendes Prinzenpaar in Schützenuniform allerdings auch. Barbara Gersmann und Norbert Bude sind beide passionierte Reiter und machten entsprechend eine gute Figur bei der Parade. An beiden Tagen waren nach Angaben der Polizei rund 30 000 Menschen in der Stadt unterwegs.
Fast ein bisschen unheimlich war am Samstag auch die Prognose des Bezirksbundesmeisters gewesen. „Der Holzvogel zeigt Ermüdungserscheinungen“, stellte Horst Thoren nach dem 107. Schuss fest. Und tatsächlich fiel er nach dem nächsten Schuss, den die Lürriper Majestät Marc Gülzow abgegeben hatte. Der konnte kaum fassen, dass er den Vogel abgeschossen hatte. Der Jubel seiner Lürriper Schützenbrüder war verständlich. Schließlich haben sie einen echten Lauf. Auch der letzte Bezirkskönig Christoph Korsten ist Mitglied der Pfarrbruderschaft St. Petrus und Paulus. Grund zur Freude hatten auch die Hardterbroicher. Denn deren Präsident Rolf Lutterberg ist der Schwiegervater des neuen Bezirkskönigs. Die jüngste Gratulantin war Töchterchen Nele, die zweijährige neue Quasi-Bezirksprinzessin, die ein kleines rosa Plastikpferdchen dabei hatte, wie es sich für eine Prinzessin ziemt.
Der neue Bezirkskönig ist Mitglied gleich zweier Bruderschaften: in Lürrip und Hardterbroich. Marc Gülzows Minister heißen Heinz Ritters von der St.-Hubertus-Bruderschaft Wickrathhahn und Tilman Sehlen vom Bürgerschützenverein St.-Hermann-Josef Speick.