Das Haus Westland hat einen neuen Besitzer
Gladbachs bekannteste Schrottimmobilie wurde von der amerikanischen Blackstone Group gekauft, die als „Heuschrecke“ bekannt ist.
Der Kauf ist offenbar in aller Heimlichkeit vollzogen worden — bei der Stadt wusste bis gestern kaum jemand von dem Deal. Und die Immobilie war auch nicht das absolute Traumziel des Finanzinvestors, sondern Bestandteil eines gewaltigeren Portfolios, das ganz andere Schmuckstücke beinhaltet, etwa die alte Tuborg-Brauerei in Dänemark. Doch Fakt ist: Mönchengladbachs bekannteste Schrottimmobilie, das Haus Westland gegenüber dem Eingang des Hauptbahnhofs, ist einmal mehr verkauft worden, von der britischen Numisma an die amerikanische Blackstone Group.
„Die Gerüchte waren schon länger auf dem Markt. Und am Dienstag hat mir das dann jemand bestätigt“, sagt Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung — und bestätigte damit wiederum einen entsprechenden Bericht von „Radio 90,1“.
Direkte Informationen haben aber weder Schückhaus noch Bau- und Planungsdezernent Gregor Bonin oder Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners bekommen. „Schön, dass Haus Westland verkauft ist. Wir hoffen, dass jetzt Bewegung in die Sache kommt“, sagte Bonin auf Anfrage diplomatisch.
Auch eine Information seitens der Hausverwaltung an die Geschäftsleute in Haus Westland ist noch nicht erfolgt — die Mieter sind noch völlig ahnungslos. Wohl auch darüber, dass ihr neuer Eigentümer als Paradebeispiel einer „Heuschrecke“ gilt.
Angesichts der Begleitumstände des Kaufs und der bekannten Geschäftsstrategie des Investors erscheint es jedenfalls zumindest fraglich, ob der Schandfleck in bester Lage nun alsbald zu einem Vorzeigeprojekt werden könnte. Geschäftemacher nutzen solche brachliegenden Immobilien gerne, um sie als Verlustbringer in die Bücher zu nehmen und dadurch ihre Steuerlast zu mindern.
Auf diese Weise bringen scheinbar nutzlose Immobilien ihrem Eigentümer mitunter mehr ein, als wenn er Geld hineinsteckt und viel Mühe in Sanierung, Projektentwicklung und Vermietung stecken würde. Schückhaus sagt allerdings, dass Haus Westland eigentlich nie wirklich in das Portfolio gepasst habe, in dem es seit vielen Jahren steckt. Es gebe also durchaus Hoffnung, dass Blackstone dies auch zeitnah bemerkt, die Immobilie aus dem Portfolio herauslöst und einzeln weiterverkauft.
Bereits im August hatte die Blackstone Group einen entsprechenden Portfoliokauf von der Numisma GmbH beim Bundeskartellamt angezeigt. Am 14. August genehmigten die Aufseher das Geschäft, bestätigte die Bonner Behörde gestern. Numisma hatte Haus Westland im Juli 2006 erworben. Der Vorbesitzer hatte es verkauft, einige Jahre zuvor war die Stadtverwaltung ausgezogen — in Erwartung einer Renovierung der Immobilie und mit der Aussicht, mit einem langfristigen Mietvertrag später wieder einzuziehen. Seitdem — und bereits davor — hatte es immer wieder Ideen und Konzepte gegeben, den 1955 fertiggestellten, verwinkelten Gebäudekomplex zu renovieren oder aber abzureißen und zu ersetzen. Ohne Ergebnis. Als es entstand, war Haus Westland „State of the art“ — ein Symbol des Wirtschaftswunders.
Doch der Verfall begann schnell. Die einstige weiße Keramikverkleidung wich, nachdem 1979 ein vier Meter langes Stück Außenputz abbrach, der heutigen Bronze-Aluminium-Fassade.