Politik, Stadtplanung, Gastronomie, Wirtschaft, Personalien, Brauchtum, Kultur Das erwartet Mönchengladbach 2020

Was ist wichtig für die Gladbacher im kommenden Jahr? Ein Überblick zum aktuellen Stand in den verschiedenen Bereichen.

Der Zentrale Busbahnhof am Europaplatz mit dem Hauptbahnhof rechts und Haus Westland links.

Foto: Andreas Gruhn

Kommunalwahl

Der sicherlich wichtigste Termin des Jahres. Denn am 13. September stimmen die wahlberechtigten Mönchengladbacher nicht nur darüber ab, wer Oberbürgermeister wird (das wird sich vermutlich erst zwei Wochen später bei der Stichwahl endgültig entscheiden). Sie werden mit ihrem Wahlverhalten auch die Zusammensetzung des neuen Stadtrats, der Bezirksvertretung sowie möglicher Bündnisse bestimmen. Man muss kein Hellseher sein, um sagen zu können: Es wird sich einiges ändern. Die SPD wird deutlich weniger Sitze haben als heute, auch die CDU wird vermutlich einige verlieren. Die Grünen werden deutlich stärker, rechte Parteien wie die AfD vermutlich auch. Dass es für eine Fortsetzung der Groko aus CDU und SPD reichen wird, ist mehr als fraglich. Es wird also sehr
spannend.

Stadtplanung

Das gilt auch für Bauvorhaben. Viele Großprojekte sind seit Jahren bereits Thema, sicher ist: sie werden das Gesicht der Stadt verändern. Doch zu sehen ist bisher nichts. Das soll sich 2020 ändern, betont Planungsdezernent Gregor Bonin.

Ein echter Schandfleck soll verschwinden, im ersten Halbjahr 2020 soll gegenüber des Gladbacher Hauptbahnhofs der Abriss von Haus Westland beginnen. Auch auf dem früheren Maria-Hilf-Areal rücken in den ersten sechs Monaten des neuen Jahres Bagger an, um mit den ersten Abrissarbeiten zu beginnen. Für den denkmalgeschützten Bereich sollen die Politik entscheiden, wie der künftig genutzt wird. Der Abbruch der alten Halle und die Entsorgung der Altlasten steht auch auf dem Reme-Areal im neuen Jahr an. Der Beginn der Bauarbeiten für das neue Wohngebiet ist allerdings erst zwei Jahre später avisiert. So lange dauert das Bebauungsplanverfahren, das 2020 startet.

Bei der großen Brache hinter dem Hauptbahnhof, die zur Seestadt mit 1500 Wohneinheiten werden soll, ist laut Bonin ein Baubeginn im Sommer zugesagt. In der ersten Jahreshälfte entscheidet die Politik über den städtebaulichen Vertrag.

Die ersten Elektro-Busse sollen im kommenden Jahr durch Mönchengladbach rollen.

Foto: Stadtwerke Bonn/SWB

Zur Markthalle, die auf dem Kapuzinerplatz geplant ist, sagt Bonin nur: „Wir warten gemeinsam auf den Baubeginn.“ Als Bürger Mönchengladbachs habe er den Anspruch, dass das auch umgesetzt werde. Vorsichtig drückt sich Bonin auch zu den Plänen an der oberen Hindenburgstraße aus, wo ein Durchbruch zum Museum Abteiberg geplant ist und die Stadttochter EWMG bereits mehrere Häuser erworben hat. Allerdings fehle noch das Konzept. Nach längerer Stagnation geht es beim Studentenwohnheim in Rheydt voran: Es soll 2020 fertig sein.

Verkehr

Das wichtigste Projekt wird der neue Busbahnhof am Europaplatz sein. Denn das Neubauprojekt „19 Häuser“, das Haus Westland ersetzen soll, wird den Busbahnhof erheblich verkleinern. Wie der neue Busbahnhof genau aussehen soll, wird in diesem Jahr deutlich konkreter. Und kurzfristig noch wichtiger wird die Frage, wie der Busverkehr am Haupbahnhof während der mehrjährigen Bauzeit im Übergang weiter funktionieren soll. Auch das wird in diesem Jahr geplant werden müssen.

Die ersten Elektrobusse sollen endlich mit einiger Verzögerung durch die Stadt fahren. Auf der Linie 033 von Eicken bis Venn sollen vier elektrifizierte E-Busse durch die NEW eingesetzt werden. Ob es beim Lieferanten Sileo bleibt, ist ungewiss. Der Versorger laut dem zuständigen Aufsichtsratschef Felix Heinrichs nach mehrmaliger Verzögerung einen anderen Anbieter. Die Gladbacher sollen dann auch mit günstigeren Fahrtickets einsteigen können. Ob es ein 365-Euro-Ticket geben wird, wie die Grünen das forderten, ist unklar. Die Politiker im Rat schauen erst mal auf den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), der mit Millionen-Förderung vom Bund ein neues Tarifsystem mit deutlich günstigeren Fahrpreisen einführen will.

Die Stadt möchte überdies den Radverkehr weiter stärken und zusätzliche Fahrradstraßen einrichten. Vor allem die Lüpertzender Straße haben die städtischen Planer dabei im Auge. Die Stadt plant ein System, um Park-and-ride-Parkplätze außerhalb der Stadtzentren zu ertüchtigen und vor dort Busse und Leihräder einzusetzen. Grundsätzlich arbeitet die Stadt auch daran, abseits der wichtigen Verkehrsachsen weitere Zonen mit Tempo 30 einzuführen. Das Auto wird weiter an Bedeutung im Stadtverkehr verlieren. Eine Umweltspur wie in Düsseldorf ist derzeit aber nicht geplant.

Bei den Elektro-Tretrollern wird es spannend sein, ob und wann die E-Floater der NEW im Straßenbild auftauchen. Nach mehrmaligen Verschiebungen fahren bisher nur die E-Scooter des Konkurrenten Tier.

Ein weiteres wichtiges Verkehrsprojekt ist die Einrichtung eines Mikrodepots, nach derzeitigem Stand im Königskarree. Von dort aus sollen per Lastenfahrrad Pakete aller Logistiker wie DHL und Hermes auf die letzte Meile zum Empfänger gebracht und ausgeliefert werden. Eine entsprechende Studie im Auftrag der IHK und mit Förderung vom Land wird derzeit weiter ausgearbeitet. Die WFMG kann sich fünf bis sechs solcher Depots vorstellen. Erstmal soll es aber nur eines geben – womöglich schon 2020.

Thomas Grünewald ist neuer Präsident der Hochschule.

Foto: Hochschule Niederrhein

Wirtschaft

Das wichtigste Projekt in diesem Jahr dürfte zweifelsohne der Baubeginn des SMS-Campus sein. Die SMS Group will bis Ende 2023 mit ihrer Zentrale von Düsseldorf nach Mönchengladbach umziehen. Der Anlagenbauer will rund 1500 Jobs von Düsseldorf nach Mönchengladbach verlagern. Der Grundstein soll in diesem Jahr gelegt werden, Richtfest soll zum 150-jährigen Bestehen im Jubiläumsjahr 2022 gefeiert werden.

Gastronom Sedat Gezegen begrüßt ab dem 3. Januar wieder seine Gäste im „Café Trotzdem“.

Foto: Christian Albustin

Für die Händler in der Rheydter Innenstadt werden in diesem Jahr wichtige Weichen gestellt: Wie geht es weiter ohne C & A und ohne Saturn? Was passiert mit der Einkaufspassage am Marienplatz, die weitgehend leersteht und für die der Eigentümer immer noch kein neues Konzept vorgelegt hat? Und was wird aus den vielen leerstehenden Geschäften an der Hauptstraße, für die es immer wieder kreative Zwischennutzungen gibt, aber keine Lösungen mit Zukunft?

Personalien

Abseits der Kommunalwahl, die viele neue Besetzungen an entscheidenden Posten etwa auch in Aufsichtsräten nach sich zieht, gibt es einige neue Entscheider in der Stadt. Bei der NEW rückt mit Jahresbeginn der bisherige Innogy-Manager Thomas Bley in den Vorstand neben Vorstandschef Frank Kindervatter. Und bei der Kreisbau AG gibt es im Sommer eine Neubesetzung: Frank Meier übernimmt im zum 1. Juli von Hans-Jürgen Meisen den Vorstandsposten neben Christian Heinen. Dann sollen die beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften Kreisbau und GWSG unter dem gemeinsamen Namen WohnBau Mönchengladbach arbeiten. Die Hochschule Niederrhein bekommt Anfang März einen neuen Präsidenten: Hans-Hennig von Grünberg geht, der ehemalige Staatssekretär Thomas Grünewald kommt – und das in einer spannenden Zeit. Denn die Hochschule ist an dem Wissenscampus beteiligt, der auf dem Areal des Alten Polizeipräsidiums entstehen soll.

Gastronomie

Mönchengladbach hat auf diesem Feld einiges zu bieten, und es ist gastronomisch einiges in Bewegung: Besitzer wechseln, Betriebe öffnen wieder nach längerer Umbaupause. Den Start im neuen Jahr will das „Café Trotzdem“ am 3. Januar machen. Inhaber Sedat Gezegen begann im Februar 2019 mit einer groß angelegten Renovierung, fast ein Jahr später will er endlich wieder Gäste empfangen.

Auch das „Van Dooren“ am Schillerplatz soll mit neuen Pächterinnen 2020 wieder an den Start gehen. Sandra Züwerdink und Katrhin Beltermann wollen im Ecklokal an der Kaiserstraße, wenn alles klappt, am 1. Februar die Lichter anknipsen. Als das Café am Schillerplatz im August 2019 geschlossen war, beschlossen die beiden Freundinnen spontan, sich in dem geschichtsträchtigen Ladenlokal zu engagieren.

Dass Wolfgang Eickes das Palace St. George zum Jahresende verlässt, war ein ziemlicher Paukenschlag. In den ersten Wochen des neuen Jahres soll das Restaurant renoviert werden, die Neueröffnung ist bereits für den 1. Februar geplant. Dann soll der ehemalige Sternekoch Philipp Eberhardt aus Baden-Württemberg in der Küche das Sagen haben.

Bis die Gastronomie in der Kaiser-Friedrich-Halle wieder rund läuft, müssen sich die Mönchengladbacher noch etwas länger gedulden. TiG-Chef Sinan Heesen hat viel vor in der KFH, im Januar 2020 zieht er mit dem Büro ein, Anfang März übernimmt er die Gesellschaftsräume, zum 1. Mai will er die Außenterrasse öffnen, erst Ende des Jahres soll das Restaurant folgen.

Kitas

Immer mehr Mönchengladbacher wünschen sich immer mehr Betreuungszeiten für ihre Kinder. Und das gilt auch für die unter Dreijährigen. Schon vor einiger Zeit hat die Stadt mit der Kita-Ausbauinitiative begonnen. Und das wird auch im Jahr 2020 so weitergehen. 14 neue Kindertagesstätten sollen bis zum 1. Juli in Betrieb gehen. Die Standorte sind: Geneickener Straße (28 U 3-Plätze, 43 Ü 3-Plätze), Güdderather Straße (hier entsteht ein Anbau mit zehn U 3-Plätzen), Bettrather Straße (8/ 12), Severinstraße (22/ 28), Saasfelder Weg (12/ 28), Gothaer Straße (28/ 42), Bendhecker Straße (28/ 42), Iltisweg (28/ 42) Betriebskita St. Franziskus (22/ 28), Struckssoth (28/ 42), Urftstraße (12/ 33), Kölner Straße (28/ 42), Bökerkamp (28/ 42), Pfarrer-Kamp-Weg (34/ 56).

In der Liste sind nicht die Kindergärten enthalten, die erweitert und umgebaut werden oder zum Teil kurz vor der Inbetriebnahme stehen. Insgesamt sollen 1711 Betreuungsplätze für Kinder im Vorschulalter bis zum 31. Juli 2020 neu geschaffen werden. Nach den Berechnungen der Stadt steigt die Versorgungsquote bei Kita-Plätzen bis August 2020 auf 94,9 Prozent für Über-Dreijährige. Bei den U 3-Kindern sind es 44,7 Prozent. Ob das ausreichen wird, soll das Ergebnis der aktuellen Elternbefragung zeigen.

Offener Ganztag

Auch wenn die Kinder in die Grundschule kommen, wünschen sich Eltern eine Nachmittagsbetreuung. Ohne sie müssten viele berufstätige Mütter und Väter ihre Jobs aufgeben. Im Bereich des Offenen Ganztags soll weiter ausgebaut werden. 2020 wird dies an den Schulen Venn, Nordstraße, Astrid Lindgren und Pahlkestraße geschehen. Auch 2021 sind weitere Standorte in Planung. Auf lange Sicht wird es aber in Mönchengladbach wohl nicht immer Neu- oder Anbauten für den Offenen Ganztag geben. Dann werden die Kinder am Nachmittag in den Räumen betreut, in denen sie am Vormittag unterrichtet wurden.

Brauchtum

Prinz Axel I. und Niersius Thorsten haben als erstes schwules Prinzen-Paar des Rheinlands bereits bundesweit für positive Schlagzeilen gesorgt. Dabei geht es im neuen Jahr erst richtig los. Und das es unter dem Motto „Gladbach jeckes Narrennest“ eine kurzweilige Session mit den beiden wird, hat ihre Proklamation gezeigt. Der Höhepunkt ist übrigens von Altweiber (20. Februar) bis Veilchendienstag (25. Februar).

Sport

Borussia-Fans freuen sich auf eine Rückrunde, die hoffentlich ähnlich erfolgreich wird wie die erste Hälfte der Bundesligasaison. Auch für den Breitensport wird es spannend. Für 4,6 Millionen Euro soll das RSV-Stadion in ein Sportgelände mit zwei Kunstrasen-Feldern und Multifunktionsgebäude verwandelt werden. Es eilt: Fördergeld bekommt die Stadt nur für das, was Ende 2020 fertig ist.

Kultur

Der Höhepunkt für Kulturinteressierte wird die Museumsnacht „Nachtaktiv“ am 9. Mai sein. Dann finden stadtweit in Museen, Clubs, Kneipen und unter freiem Himmel Kulturveranstaltungen statt. Im Sparkassenpark, bei Schloss Rheydt und anderen Spielstätten geben sich Stars die Ehre: Udo Lindenberg, die Toten Hosen, Thomas Gottschalk, Jethro Tull, Aerosmith, Xavier Naidoo sind nur einige. Das Theater bietet unter anderem Beethoven, Zauberflöte und Rusalka.