Der Bunker in Rheydt: Relikt aus dem Kalten Krieg
Im Ernstfall sollte der Bunker unter dem Rheydter Marktplatz 4500 Menschen Schutz bieten.
Mönchengladbach. Die Vorstellung ist gespenstisch: 40 Zentimeter dicke Türen aus Stahlbeton schließen sich, werden gasdicht verschraubt. Der Zugang zum unterirdischen Bunker erfolgt nur noch durch Schleusen.
Aufsichtspersonal kann die Türen öffnen, nachdem die Schutzsuchenden unter der Dusche dekontaminiert wurden. 4500 Betten, immer drei übereinander, sind aufgebaut. Sanitäreinrichtungen stehen zur Verfügung, in zwei Küchen wird Essen ausgegeben, im Rettungsraum versorgt medizinisches Personal Verletzte und Kranke.
So sah die Planung für den Kriegs- oder Katastrophenfall aus, für den der Bunker in der Rheydter City 1972 gebaut wurde. Den meisten Benutzern des Parkhauses am Rheydter Markt fallen die Metallgestelle, die unter der Decke hängen, wahrscheinlich gar nicht auf, ebenso wenig wie die Stahltüren mit den Beschriftungen "Duschen Männer" oder "Brunnen".
Aber hier befindet sich ein bis heute funktionstüchtiger Bunker. Die regelmäßige Wartung durch das Technische Hilfswerk wurde vor drei Jahren eingestellt, aber Udo Faßmann von der Feuerwehr Mönchengladbach hat noch einen kleinen Etat zur Verfügung und sorgt dafür, dass der Notstromgenerator funktioniert.
Sein Schlüssel öffnet auch die festverschlossenen Stahltüren. In einigen Räumen ist Material eingelagert: Bettdecken, Schrauben und Puffer für die Bettgestelle oder Toilettenpapier und Babywindeln in größeren Mengen.
Luftentfeuchter schützen das Material und verhindern den typischen Kellergeruch. Hinter einer weiteren Tür findet sich der mit Diesel betriebene Notstromgenerator, der regelmäßig überprüft wird, denn er muss bei Stromausfall auch für das Parkhaus Strom liefern.
Noch einen Raum weiter stehen Nothandleuchten bereit. Auch die Belüftungsanlage funktioniert, allerdings wurde der Sandfilter, der die überhitzte Luft aus einer brennenden Stadt abkühlen sollte, glücklicherweise nie getestet. Weniger gut in Schuss ist der Brunnenraum, der auch dann noch für Wasser sorgen sollte, wenn die allgemeine Wasserversorgung zusammengebrochen ist. Hier zerbröselt die Decke, liegt Schutt am Boden.
Die Sanitärräume machen ebenfalls keinen einladenden Eindruck und würden wohl mal eine gründliche Reinigung brauchen, sind aber immer noch voll einsatzfähig: Das Wasser läuft, demonstriert Udo Faßmann. "Drei Wochen waren ursprünglich dafür angesetzt, um den Bunker voll in Betrieb zu nehmen", erklärt er. So lange würde man brauchen, um Vorräte aufzufüllen und alles vorzubereiten.
Jetzt allerdings soll der Bunker, glücklicherweise ohne jemals seinen Zweck erfüllt zu haben, aufgegeben werden. Die Aufhebung der Zivilschutzbindung wurde beantragt, bis Jahresende wird mit der Genehmigung gerechnet.
Erst dann kann bekanntlich mit der Neugestaltung des Marktes begonnen werden, denn solange der Bunker ein Bunker ist, müssen die Pavillonbauten, durch die Lüftungsschächte ins Freie führen, erhalten bleiben. "Dann werden wir auch die Sanierung des Parkhauses in Angriff nehmen", erklärt Torsten Hollender vom Betreiber Q-Park.