Der Mann für Flüchtlingskinder
Julius Holsten aus Wickrathhahn wollte nicht zur Bundeswehr – jetzt hilft er Kindern in Paris.
Mönchengladbach. Zur Bundeswehr wollte er nicht. Auch ein Zivildienst in Gladbach oder Umgebung war ihm zu langweilig. Als Julius Holsten im Frühjahr die Abitur-Prüfungen am Hugo Junkers-Gymnasium in Rheydt hinter sich hatte, wollte er nur eins: Ab ins Ausland, Erfahrungen in einem anderen Land sammeln.
"Ich durchstöberte tagelang das Internet auf der Suche nach etwas Geeignetem", erzählt der 20-Jährige aus Wickrathhahn. Schließlich stieß er auf den freiwilligen Friedensdienst der evangelischen Kirche im Rheinland. Der bietet soziale Projekte in aller Herren Länder an.
Holsten war begeistert und bewarb sich, musste sich zunächst auf Orientierungstagen in Bonn beweisen. "Wir mussten erklären, warum wir unbedingt ein Friedensjahr machen wollen. Das ist ja kein Zuckerschlecken, man erlebt viele Menschenschicksale. Aber ich habe mich schon immer in Wickrathhahn sozial engagiert, mir macht das Spaß", sagt er.
Der junge Mann überzeugte und setzte sich zwischen mehr als 150 Bewerbern durch: Ende August geht’s für den Mönchengladbacher und einen anderen jungen Mann aus dem Rheinland nach Frankreich. In Paris wird er Flüchtlingskinder in einem Wohnheim betreuen. "Ich werde ihnen helfen, sich in ihrer neuen Heimat zu integrieren, ihnen bei Fragen und Problemen zu Seite stehen und mit ihnen Freizeitaktionen unternehmen", sagt Holsten.
Doch er weiß: Einfach wird sein Auslands-Jahr nicht werden: "Die Kinder sind sicherlich traumatisiert, der Umgang mit ihnen nicht leicht. Und ich muss mich ja zunächst erst mal selber in Paris zurecht finden, dort einleben." Die Zeit will er deshalb nicht nur nutzen, um eine andere Kultur kennen zu lernen.
"Die Erlebnisse sollen mich stärken, erwachsener werden lassen. Nur aus Spaß nach dem Abi ins Ausland zu gehen, das wäre ja keine Herausforderung", erklärt er.
Um sein Auslands-Jahr finanzieren zu können, muss Holsten nun einen Förderkreis aufbauen. "Das ist die Voraussetzung: Ich muss Unterstützung finden, um 1800 Euro zu sammeln. Das Geld geht an die evangelische Kirche, die mir damit eine Unterkunft in Paris ermöglicht." Monatlich braucht er rund 150 Euro. Bislang haben sich schon Freunde, Familie und ehemalige Lehrer bereiterklärt, dem Jugendlichen zu helfen. "Ich werde auch bei der Kirchengemeinde in Wickrathhahn fragen", sagt er. Ihm würden noch 800 Euro fehlen.
Als Dankeschön will er seine Förderer regelmäßig mit Erlebnisberichten aus Paris versorgen. "Ich will, dass das Projekt in Mönchengladbach bekannt gemacht wird. Soziales Engagement auch in anderen Ländern ist wichtig, dass sollten mehr junge Leute machen", sagt er.