Der Mann mit der Kamera mag nur exotische Ziele

Heidulf Schulze ist ein selbstbewusster Filmemacher und preisverwöhnt.

Mönchengladbach. Heidulf Schulzes Erfolg ist so schnell nicht einzuholen. "Mehr als 40 meiner Reise-Filme wurden auf dem Bundesfestival der Amateurfilmer gezeigt", erzählt der Vorsitzende des Filmclubs "Kamera aktiv". "Wenn meine Konkurrenten mich einholen wollten, müsste ich sofort aufhören und sie müssten zehn Jahre lang weiter erfolgreich sein", sagt der 68-Jährige nicht ganz unbescheiden.

Schulze hat internationale Auszeichnungen, Preise aus Kanada, Spanien, Malta. Die hat er sich zuschicken lassen, eine Reise waren sie ihm nicht Wert: "Wenn ich verreise, dann zu exotischen Zielen." Dorthin, wo die Menschen möglichst anders aussehen als wir, möglichst anders leben. Dafür schließt er sich Pauschalreisen an. "Wenn die anderen am Strand liegen, bin ich mit der Kamera unterwegs." Sri Lanka war 1973 sein erstes Ziel, und dann Thailand. "Da war das noch etwas Besonderes."

Damals hat er noch auf Super 8 gefilmt, heute längst digital. Jetzt fährt er nach Kamerun, Äthiopien oder Niger. Wie lange es dauert, bis er weiß, welche Geschichte er erzählen will, ist unterschiedlich. "Mal weiß ich das sofort, mal liegt das Filmmaterial zwei Jahre." Die Reise an sich ist nie Thema des Films, der Zuschauer bemerkt nichts von deren Umständen. Die erste Arbeitsfassung stellt er dann im Club vor.

Eine zufällig gebildete Abendjury gibt die erste Bewertung ab. "Und dann wird diskutiert", beschreibt er den Ablauf so eines Abends. "Der Autor darf nichts dazu sagen und nicht gefragt werden." Er kann nur zuhören und die Anregungen aufgreifen. Schulze sind solche Anregungen so wichtig, dass er Mitglied in zwei Clubs ist. "Solange man zu dem Film noch nachträglich Erklärungen abgeben muss, ist der nicht wirklich gut." Wenn der Film dann in einer weiteren Version die Gnade der anderen Mitglieder findet, wird er zum Landeswettbewerb gemeldet.

Schulze sucht auf Reisen vor allem die Begegnung mit den fremden Menschen. "Dort bin ich der Exot und sie kommen meist neugierig auf mich zu." Die Kamera ein Hilfsmittel: "Die kann ja Bilder fürs Fernsehen liefern." Von dem haben alle Menschen schon mal gehört, auch wenn sie wie in der Steinzeit leben. Aber es gibt Unterschiede: "Den Menschen dort kann man viel leichter begegnen. Die schauen sich in die Augen. Das haben wir verloren." Sie ließen sich gern filmen und bewegten sich vor der Kamera unverkrampft. Diese Begegnungen sind Schulze wichtiger als der Film. "Wenn ich dann eingeladen werde, bei einem Dorffest mitzumachen, dann ist das eine Ehre für mich. Dann bleibt die Kamera aus. Beides geht nicht."