Mobil bleiben, auch mit 75

Senioren: Dekra und Hardterwald- Klink bieten eine kostenlose Überprüfung der Fahrsicherheit.

Mönchengladbach. Cornelia Böhmer hat es freiwillig getan. "Mit 80 Jahren habe ich aufgehört Auto zu fahren", sagt sie. Nun nimmt sie öffentliche Verkehrsmittel, beispielsweise für Ausflüge nach Düsseldorf. Sich an fremden Orten im Straßenverkehr zurecht zu finden, ist nicht nur für Senioren ein Problem.

"Oder das Auffahren auf die Autobahn", ergänzt Jürgen Pudimat, Leiter der Gladbacher Dekra. Die bietet in Zusammenarbeit mit Hausärzten und dem Zentrum für Geriatrie an den Stadt-Kliniken im Hardterwald einen Gesundheits- und Fahrcheck für Senioren über 75. "Wir wollen die Leute bei ihren Entscheidungen unterstützen", sagt Chefarzt Holger Lange.

Pudimat beobachtet, dass Ältere beim Auffahren auf die Autobahn Probleme haben. "Ich sage ihnen dann, dass sie doch viel Platz haben, zur Not auf dem Standstreifen." Im Gegensatz zu Fahranfängern nehmen die Senioren Tipps gerne an. "Ich sage auch: Üben Sie das doch öfter." Auch wenn ihm manchmal mulmig war, fahruntüchtig sei noch niemand gewesen.

"Wenn sich jemand dieser Prüfung stellt, ist es unwahrscheinlich, dass er fahruntüchtig ist", sagt Lange. Er hat einen Fragebogen entwickelt, der Hausärzten in fünf Minuten ein grobes Urteil ermöglicht. Im Zweifelsfall sollen sie an die Hardterwald-Klinik weiter verwiesen werden.

Der Test dort dauert eine halbe Stunde. Falls eine Testfahrt bei der Dekra nötig ist, beansprucht die ebenfalls eine halbe Stunde.

Das Ergebnis werde vertraulich gehandhabt und nicht an Polizei oder Straßenverkehrsamt weiter gemeldet, sagt Lange. "Es droht also gar nichts." Bestehende Bedenken würden jedoch geäußert. "Und dann bleibt jedem selbst die Entscheidung überlassen." Er wird die Ergebnisse jedoch wissenschaftlich auswerten. "Solche Tests gibt es noch nirgendwo. Vielleicht macht das Beispiel Schule."

Ulrich Matzerath von der Verkehrsdirektion der Polizei, stellt klar, dass die Senioren nur halb so viel Unfälle bauen wie der Schnitt. "Im Gegensatz dazu machen die Fahranfänger dreimal so viele." Er begrüßt die Aktion, denn der Anteil der Senioren am Straßenverkehr werde steigen. Heute sind 7000 Gladbacher Führerscheininhaber über 75, 18000 erreichten dieses Alter innerhalb der nächsten zehn Jahre.

Dass Senioren ihren Führerschein freiwillig zurück gegeben, geschieht immer seltener. "Heute kaufen sich die Leute noch mit 80 ein neues Auto", sagt Lange. Ein Phänomen, für das er Verständnis hat. "Mobilität ist in unserer Gesellschaft ungeheuer wichtig", Autos seien auch Prestigeobjekte. Die Beobachtung hat auch Erwin Hanschmann gemacht, der für die Polizei etwa 40 Seniorenclubs in Sachen Verkehrsprävention betreut. Er wird dort für die Überprüfung der Fahrsicherheit werben. Bis zum 31. Dezember ist die kostenlos. "Manchmal wäre ein kleines Auto eine echte Erleichterung."

Die Aktion heißt "75plus, Gesundheits- und Fahrcheck für Senioren", Tel. MG 5520.