Der richtige Verband für den Hund

In einem Erste-Hilfe-Kurs zeigt Tierarzthelferin Nicole Friebel, was dem Vierbeiner im Notfall hilft.

Mönchengladbach. Aivi hält still und lässt die Prozedur über sich ergehen — dabei gibt es ja auch die ganze Zeit Leckerchen. Die tiermedizinische Fachangestellte Nicole Friebel (38) zeigt beim Erste-Hilfe-Kurs für Hundehalter am Beispiel der Shetland-Sheepdog-Hündin, wie man im Notfall am besten einem Hund einen Pfotenverband anlegen sollte: Zunächst polstert Friebel die Zehenzwischenräume. Das ist wichtig, damit es keine Scheuerstellen gibt. Dann polstert sie die Pfote und wickelt einen selbstklebenden Verband über das Gelenk.

Die Hundehalterin von Aivi, Regina Kober (49), ist mit Tochter Anna (13) zum Erste-Hilfe-Kurs gekommen, „damit man nicht ständig zum Tierarzt gehen muss“. Die vier Monate alte Aivi hatte aber bisher keine schlimmen Verletzungen — nur drei Zecken. Und die hat Kober dann selber entfernt.

Der Erste-Hilfe-Kurs am Hund, den Nicole Friebel in Zusammenarbeit mit der Hundelobby hält, informiert umfassend über Hundekrankheiten und —verletzungen, und was man dagegen tun kann. Oft gibt die Expertin allerdings den Hinweis, dass es bei Notfällen ab zum Tierarzt oder in die Klinik gehen sollte. Der Kurs ist eine lockere

Frage—Antwort-Runde mit praktischen Beispielen am Hund. Angefangen mit dem Erste-Hilfe-Kasten geht es über das Verhalten bei Verletzungen bis hin zu Handlungsmöglichkeiten bei Vergiftung und Schock.

Am Beispiel von der dreijährigen Australian-Shepherd-Hündin Juna zeigt Friebel, wie Hundebesitzer sich beim Umgang mit verletzten Tieren selber schützen sollten. „Verletzte Hunde reagieren anders als gewohnt. Sie knurren oder schnappen“, sagt Friebel. Sie nimmt eine Mullbinde, kreuzt diese unter dem Kinn von Juna und verknotet sie hinter dem Kopfdes Tieres. Juna hält still und bekommt als Belohnung Leckerchen.

Ein anderes Thema: Wie misst man am besten den Puls vom Hund? „Die Leiste ist beim Hund super. Dort ist wenig Fell und die Blutgefäße liegen oberflächlich unter der Haut“, sagt die Expertin.

Juna ist wieder Übungshund und auch andere Hundehalter fühlen den Puls bei ihren Haustieren.

Bei Abschürfungen, Schnitt- und Bisswunden kann man, wenn die Verletzungen nicht zu schwer sind, selber die Haare entfernen, die Wunde desinfizieren und einen Verband anbringen. „Aber: Bei allem, was massiv blutet, ab zum Tierarzt“, sagt Friebel.

Eine Erkrankung, die bei Hunden lebensbedrohlich ist, ist die Magendrehung. Der Magen bläht sich auf. Blutgefäße, die Magen, Milz und Leber versorgen, werden abgeschnürt.

Erkennbar wird sie, wenn der Hund unruhig ist, blasse Schleimhäute hat und hechelt. „Das ist ein Notfall, bei dem der Hund sofort in die Klinik muss. Man hat nur drei Stunden Zeit, um zu operieren“, sagt die Tierarzthelferin.

Gerade in den Sommermonaten ist der Hitzschlag ein sehr wichtiges Thema. Laut Friebel sollte man, gerade wenn man den Hund bei hohen Temperaturen im Auto transportiert, darauf achten, dass der Wagen gut belüftet ist und der Hund genug Wasser hat. Bei einem Hitzschlag fängt das Tier an zu taumeln. Auch in so einem Fall sollte der Hundebesitzer schnell in die Klinik fahren.

Heidrun Kaisers (47), die Halterin von Juna, und ihre Tochter Annika (18), die Halterin von Australian Shepherd-Hundin Lucy, haben im Kurs viele neue Informationen bekommen.

Annika Kaisers hat sich vorgenommen, eine Hunde-Apotheke zusammenstellen. Heidrun Kaisers möchte sich für ihren Hund einen Chip am Halsband gegen Zecken zulegen. Bei Lucy gab es schon einmal einen Notfall: Sie hatte sich eine Zehe ausgerenkt und gebrochen. Heidrun und Annika Kaisers haben die Zehe sofort gestützt, abgepolstert und gewickelt. Direkt ging es mit Lucy in die Tierklinik. Die Hündin musste drei Monate lang einen Gips tragen, bis die Zehe wieder in Ordnung war.