Er radelt durch ganz Europa
Udo Henn fährt im September rund 4000 Kilometer bis nach Budapest — auf seinem Fahrrad. Er legt einen besonderen Zwischenstopp ein: bei seiner Tochter, die er 20 Jahre lang nicht gesehen hat.
Mönchengladbach. „Seit ich laufen kann, fasziniert mich das Fahrradfahren“, sagt der Gladbacher Udo Henn. Da er inzwischen 70 Jahre alt ist, begleiten ihn die Fahrräder schon sehr lange. So richtig gepackt hat ihn sein Hobby vor zwölf Jahren. Da unternahm er seine erste große Fahrradreise. Er fuhr in gut einem Monat in Richtung Salzburg — insgesamt rund 2000 Kilometer.
Viele Touren später nimmt er in diesem Herbst auf seiner Reise in die ungarische Hauptstadt Budapest fast 4000 Kilometer unter die Räder. Dort will seinen Sponsor, den Fahrradhersteller „Gepida“, besuchen. Weitere Ziele sollen der Plattensee, Wien und die slowakische Stadt Bratislava sein.
Losradeln will Henn in der ersten Septemberwoche. „Ich möchte einen schönen Tag abwarten, werde aber spätestens am 7. September starten“, sagt er. Er entschied sich bewusst für den September, weil das auch für sein zweites großes Hobby, die Fotografie, ein guter Zeitpunkt ist. „Es ist schön, den Herbst zu erleben mit dem farbigen Laub auf den Bäumen“, sagt Henn.
Unterwegs will er einen für ihn ganz wichtigen Zwischenstopp in der oberbayerischen Gemeinde Petting bei Traunstein einlegen. „Dort wohnt meine Tochter, die ich seit ihrer Hochzeit vor 20 Jahren nicht mehr gesehen habe.“ Auf seinen Touren ist er schon mehrmals an ihrer Haustüre vorbeigefahren.
„Jetzt werde ich mich trauen und klingeln“, sagt Henn. Dann wird er bereits rund eine Woche unterwegs sein und etwa 900 Kilometer in den Beinen haben. Der 70-Jährige will jeden Tag rund zehn Stunden im Sattel sitzen und jeweils bis zu 130 Kilometer radeln. „Die ersten beiden Tage sind meist anstrengend. Dach wird es leichter“, weiß Henn aus Erfahrung. Einkehren wird der reiselustige Senior überwiegend in Jugendherbergen.
„Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht. Sie sind komfortabler als manches Hotel, und man kann dort ohne Voranmeldung übernachten“, so Henn. Er geht bewusst alleine auf die Reise, weil er festgestellt hat, dass es schwierig ist, Mitfahrer zu finden, die seine Vorstellungen von einer solchen Tour teilen.
Trotzdem ist Henn nicht nur alleine unterwegs. „Vor allem in den Jugendherbergen treffe ich oft andere Fahrradfahrer. Man tauscht sich dann über seine Erfahrungen aus und fährt auch schon mal einen oder mehrere Tage gemeinsam weiter“, sagt Henn.
Nach sechs bis sieben Wochen im Sattel will er spätestens Ende Oktober wieder in Gladbach sein. „Ich mache aber keine minuziöse Zeitplanung. Seit ich Rentner bin, muss ich gar nichts mehr“, sagt der 70-Jährige. Trotzdem wird er nach seiner Tour wieder Reiseberichte für Fachzeitschriften schreiben und eine Ausstellung mit seinen Urlaubsbildern organisieren.