Die Arbeit der Politesse: Knöllchen und Pöbeleien
Die WZ hat eine Politesse bei ihrer Arbeit in Giesenkirchen begleitet.
Mönchengladbach. Am Rand des Konstantinplatzes hat das aufmerksame Auge von Claudia Morr entdeckt, dass mal wieder ein Autofahrer auf die vorgeschriebene Parkscheibe verzichtet hat. Die Politesse zückt ihr elektronisches Gerät, will ein Foto machen und samt Kennzeichen ans Straßenverkehrsamt senden. Da kommt schon der Fahrer mit Tüten in der Hand angespurtet. „
Ich bin schon weg“, ruft er von weitem. Die Ordnungshüterin macht ihn auf das Fehlen der Parkscheibe aufmerksam — und belässt es bei der mündlichen Verwarnung. Der Fahrer kommt ohne das drohende Zehn-Euro-Knöllchen davon und freut sich sichtlich.
Claudia Morr ist seit 16 Jahren für das Mönchengladbacher Ordnungsamt unterwegs, um Parksünder zu finden und zur Ordnung zu rufen. 50 bis 70 Knöllchen stellt sie im Durchschnitt täglich aus — und das, obwohl sie es nach eigenen Worten oft genug bei der mündlichen Verwarnung belässt.
Erlebt hat sie in diesen Jahren schon alles: begabte Schwindler, die fantasievolle Geschichten erzählen, aggressive Hitzköpfe, die losbrüllen und auch schon mal eine körperliche Attacke. Aber im Allgemeinen geht es freundlich zu, wenn die Politesse in Giesenkirchen, Odenkirchen oder Wickrath unterwegs ist. „Mit den meisten Autofahrern komme ich sehr gut aus“, sagt sie. „Es kommt auf den Tonfall an, in dem man mit den Leuten redet.“
Manchmal lässt sie sogar einen Wutausbruch über sich ergehen — und es mit einer mündlichen Verwarnung gut sein. „Danach sind die Leute so freundlich und entschuldigen sich tausendmal“, sagt sie lächelnd.
Aber natürlich kommt nicht jeder davon. „Vor allem, weil es ja nicht viel verlangt ist, an die Parkscheibe zu denken, die in den Außenbezirken der Stadt in den Geschäftsbereichen meist verlangt wird“, sagt Morr. Rigoros wird sie, wenn Behindertenparkplätze unbefugt zugeparkt werden.
Nach vier Minuten wird der Abschleppwagen gerufen und dann wird´s teuer. Abschleppen kostet 132 Euro, eine Leerfahrt — wenn der Fahrer das Auto in der Zwischenzeit weggefahren hat — immerhin noch 91 Euro. Dazu kommt noch das Bußgeld von 35 Euro.
Auf ihrer morgendlichen Runde durch Giesenkirchen jedoch trifft Claudia Morr an diesem Tag auf viele disziplinierte Parker. Etliche kennt sie: einen Arzt mit offiziellem Rufbereitschaftsschild, einen Fahrer mit Schwerbehindertenausweis, der immer am Konstantinplatz parkt. Ein flüchtiger Blick genügt hier, um die Berechtigung festzustellen.
Zwischendurch wird die Frau vom Ordnungsamt auch immer mal um Rat gefragt, wenn es Probleme mit Müll oder Fahrrädern gibt. „Aber ich bin nur für den ruhenden Verkehr zuständig“, betont sie. Bei einem verletzten Vogel greift sie allerdings auch zum Telefon, um den Tierschutzverein zu informieren. Und dann hält sie wieder Ausschau nach Falschparkern.