Die Musikschule ist ein Erfolgsmodell
Fast jeder zehnte Teilnehmer des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“ kommt von der Gladbacher Musikschule.
Die städtische Musikschule hat allen Grund, stolz zu sein: Fast jeder zehnte Teilnehmer des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“ vom 24. bis 28. März in Münster kommt in diesem Jahr von der Musikschule Mönchengladbach. Unter den 1316 besten Nachwuchsmusikern aus 150 Städten in Nordrhein-Westfalen sind 106 Schüler der Musikschule. Kulturdezernent Gert Fischer bringt es so auf den Punkt: „Jetzt hat Mönchengladbach nicht nur ein Museum des Jahres, sondern auch eine Musikschule des Jahres.“
Unter den Juroren waren einige, die seit Jahren auch beim Landes- und Bundeswettbewerb in der Jury sitzen. „Sie waren alle beeindruckt von dem Niveau“, sagt Schulleiter Christian Maleskov. Das Ergebnis ist auch deshalb markant, weil eine Stadt wie Mönchengladbach nicht vom Bildungsbürgertum geprägt ist wie Münster oder Bonn.
Oft gibt es an Musikschulen einzelne Starlehrer, von denen zum Beispiel viele Cello-Schüler zum Landeswettbewerb gehen. Die jungen Musiker aus Mönchengladbach kommen aber aus allen Sparten. Diese durchgängig gute Arbeit zeigt sich auch über den Wettbewerb hinaus: Michael Kütson, Generalmusikdirektor der Niederrheinischen Symphoniker, arbeitet seit fünf Jahren mit der Musikschule zusammen. Seine Einschätzung ist: „Das Niveau ist hier deutlich höher als an den anderen Musikschulen, die ich kenne.“
Michael Kütson, Generalmusikdirektor der Niederrheinischen Symphoniker
Hinter so einem Erfolg steckt eine klare Linie. So hat die Musikschule sich nie schwerpunktmäßig an andernorts populären Programmen beteiligt, bei denen möglichst viele Kinder an Instrumente herangeführt werden. „Musikalisieren heißt nicht, dass Kinder ein bisschen klimpern, sondern dass sie etwas lernen“, sagt Maleskov. Dass an der Musikschule alle Lehrer fest angestellt sind, ist eine Rarität in NRW. Durch feste Arbeitsverträge werden hochqualifizierte Lehrer langfristig an das Haus gebunden. Das ist auch bei der Vorbereitung für „Jugend musiziert“ ein Vorteil: Honorarkräfte, die nur die Unterrichtsstunde bezahlt bekommen, können es sich gar nicht leisten, ihren Schülern regelmäßig Sonderproben und Probeauftritte anzubieten.
Kerstin Weuthen, Fachleiterin für Streichinstrumente, hatte dieses Jahr beim Regionalwettbewerb Schüler in 14 Ensembles. Meist spielen in einem Ensemble Schüler von mehreren Lehrern zusammen. „Die Teamarbeit war extrem gut“, sagt die Geigenlehrerin. Und erfolgreich: Alle ihre Ensembles haben sich für den Landeswettbewerb qualifiziert. Solch ein Resultat bedeutet aber auch viele unbezahlte Überstunden. Die Musikschule hat dazu 2015 eine Erhebung gemacht: Bei Weuthen waren es 700.
Wie motiviert man seine Mitarbeiter zu so einem Engagement? Maleskov lacht bei dieser Frage. „Ich zwinge niemanden“, sagt er. Er selbst gibt nach wie vor fast täglich Geigenunterricht — deutlich mehr, als er laut seinem Arbeitsvertrag müsste. Musiklehrer zu sein, sei „der schönste Beruf der Welt“, sagt er. Auch Frank Füser, der Fachbereichsleiter Weiterbildung und Musik und Maleskovs Vorgänger als Musikschulleiter, hat nach wie vor Klavierschüler und einen Kurs für kleine Kinder. Weuthen spricht von einem musikalischen Fluss, den er beim Unterrichten oft spürt. „Es ist unglaublich, wie viel man von den Kindern zurückbekommt.“
Maleskovs Anspruch ist: Er will jeden seiner Schüler so fit machen, dass er Musik studieren kann. An der Musikschule gibt es derzeit für fünf besonders starke Schüler die sogenannte „S-Klasse“ mit Extra-Unterricht, und 18 Leistungsträger bekommen eine studienvorbereitende Ausbildung „Aber das ist ein kleiner Teil unserer 4200 Schüler“, betont Füser. „Wir sind keine Eliteschule.“ Auch Maleskov sagt, ihm sei der persönliche Entwicklungsschritt, den jedes Kind beim Regionalwettbewerb macht, viel wichtiger, als dass viele zum Bundeswettbewerb kommen. Anders als an anderen Musikschulen gibt es in Mönchengladbach keine Zwischenprüfungen für die Schüler — bei denen man auch „sitzen bleiben“ kann. Jedes Kind wird seinen Fähigkeiten entsprechend gefördert.
„Es geht uns nicht darum, Spitzenmusiker zu züchten“, so Maleskov, „sondern wir begleiten und formen wachsende Persönlichkeiten.“ Auch Füser sieht das so. Sehr ehrgeizigen Schülern rät er, nicht von früh bis spät Musik zu machen, sondern auch mal Sport.