Die Sportschützen bohren weiter

Der Verein ist 100 Jahre alt, und er sucht eigenen Schießstand.

Mönchengladbach. Zuerst stellt sich Günter Weimar mit dem Körper seitlich zum Ziel, die Beine leicht gespreizt. Dann hebt der Sportschütze sein Luftgewehr an die Schulter und stützt es mit der linken Hand ab. Das zehn Meter entfernte Ziel wird visiert, ein scharfer Knall - und die Patrone schlägt ein.

Was der Laie nicht weiß: Es ist gar nicht so einfach, das vier Kilogramm schwere Gewehr so ruhig zu halten, dass der schwarze Kreis auf der Zielkarte nicht ständig aus dem Visier verschwindet. Ausdauer und Technik sind wichtige Elemente des Schießens, aber "zu 80 Prozent ist es Yoga", sagt Bernd Schipperges.

Für ihn bedeutet der Schießsport, "mit sich eins sein können und die Gedanken auszuschalten". Nicht jeder teilt seine Meinung. Einen guten Schützen machten Konzentration und Körperbeherrschung aus, so der Sportschütze der Schützengesellschaft Hehn.

Doch auch der "soziale Aspekt" darf für seinen Vereinskollegen Josef Wehnen beim Schießsport nicht zu kurz kommen. Karl-Heinz Berger schätzt bei den Hehner Schützen ebenfalls vor allem "Kameradschaft und guten Zusammenhalt".

Bei soviel Gemeinschaftsgefühl ist es selbstverständlich, dass alle Hehner Vereine eingeladen sind, wenn die 160 Aktiven der Schützengesellschaft Hehn ihr ganz besonderes Jubiläum begehen: Mit einem Volksfest feierte der Verein am vergangenen Sonntag den 100. Geburtstag. Als besonderen Höhepunkt gab es in der Turnhalle Hehn ein Finalschießen der acht besten Einzelschützen mit Luftgewehr und Luftpistole.

"Junge, tatkräftige Männer" haben 1910 den Verein aus der Taufe gehoben, so heißt es in der Vereinschronik zum Jubiläum. Heute sorgen besonders die Mädchen und Frauen in der Landesklasse dafür, dass die Hehner Sportschützen "sportlich oben auf sind", betont Karl-Heinz Berger.

Ein sportliches Highlight war 2007 der Aufstieg der Luftpistolen-Mannschaft in die Oberliga, wo das Team noch immer steht. Insgesamt sechs Mannschaften des Vereins schießen in dieser Saison auf Landesebene. "Mit dem Aufbau der Jugendabteilung gibt es auch genügend Nachwuchs", zeigt sich Vereinschef Karl-Heinz Schipperges zufrieden.

Die Sportschützen legten großen Wert auf die enge Begleitung der Jugendlichen, die ab zwölf Jahren mit dem Kleinkaliber- oder Luftgewehrschießen beginnen können.

Einziger Wermutstropfen für die Schützengesellschaft: Es gibt in Hehn keinen eigenen Schießstand mehr, seit Jahren muss man nach Rheindahlen und in die Bungt ausweichen. Den Traum vom eigenen Zuhause haben die Hehner jedoch nicht aufgegeben: "Wir bohren weiter", sagt Karl-Heinz Schipperges.