Drei spannende Ideen für die City Ost
Gladsee, Hochhäuser oder Rad-Schnellweg? Im Frühjahr 2016 fällt die Entscheidung, welcher der drei Entwürfe umgesetzt wird.
Das ist eine Geschichte, die mit dem für Märchen typischen Beginn „Es war einmal ...“ anfangen könnte. Es war einmal ein rund 100 000 Quadratmeter großes Grundstück in der Nähe des Gladbacher Hauptbahnhofs, das einer Bahntochter gehörte. Und die wollte hier einen Baumarkt ansiedeln, den große Teile der Gladbacher Politik verhinderten. Stattdessen kaufte die Stadt der Bahntochter diese City Ost für fast zehn Millionen Euro ab, erklärten das Gebiet zum Standort für gehobenen Bürobau und griffen die Idee auf, hier eine Kernforderung des Masterplans zu erfüllen: die des Gladbach-Tals mit großen Gebäuden, viel Grün und möglichst Wasser.
Das ist die alte Fassung der Geschichte: Die neue ist seit einigen Tagen mit drei Entwürfen in Umlauf, die das Vorhaben nicht nur präzisieren, sondern ihm Schwung verleihen. Denn in ihnen wird sichtbar, wie die City Ost in fünf, zehn oder 20 Jahren aussehen kann.
Der neue Mönchengladbacher Baudezernent Gregor Bonin ist angetreten, die städtebauliche Qualität zu steigern — hier kann er den Beweis antreten, dass dies gelingen kann: Und so ist der Planentwurf, der in die Mitte des Gebiets einen rund 30 000 Quadratmeter großen See, den Gladsee, integriert, sicherlich der ungewöhnlichste und reizvollste. „Wir wollen keinen Mainstream. Wir wollen etwas Besonderes mit der entsprechenden städtebaulichen Qualität“, sagt Bonin.
Die drei Entwürfe, die Stadtplaner, Architekten, Vertreter des Masterplanvereins und Politiker einen Tag lang begutachteten, entsprechen — zumindest teilweise — nicht dem derzeit typischen Hauptstrom der Stadtplanung. Das Berliner Büro Machleidt hat es mit Landschaftsarchitekten am weitesten entwickelt und sich von der klassischen Variante mit viel Grün gelöst.
Zwar gibt es auch bei den Berlinern zahlreiche Bäume und Rasenflächen im Areal, im Mittelpunkt steht aber der Gladsee — an ihn grenzen von der Bahnlinie her Bürogebäude in einer Art Kammbebauung und auf der anderen Seite Wohnhäuser. Der See ist nicht nur zum Flanieren gedacht. „Warum machen wir hier nicht Wassersport möglich?“, fragt Bonin.
Die Architekten von Astoc betonen in der Mitte eine parkähnliche Grünfläche, ordnen die Büros und Wohnhäuser im Charakter eines Hofes an. Sie machten sich auch Gedanken, wie der Verlauf ab dem rückwärtigen Teil des Hauptbahnhofs geordnet werden kann. Astoc hat ein 13-geschossiges Gebäude und einen Achtstöcker direkt in Bahnhofsnähe eingeplant.
Der dritte Entwurf stammt von Rotterdamer Architekten und Planern. Typtisch für sie ist die sehr komprimierte, verdichtete Bebauung. Ein Nachteil im jetzigen Entwurf: Er konzentriert sich auf Bürobauten, die irgendwann nach Dienstschluss leer sein werden. „Das hieße dann: Hier ist alles tot“, sagt Bonin. Auch die Grünanlagen haben mehr eine Alibifunktion.
Bis Ende des Jahres müssen die Büros weitere Pläne vorlegen. Im Frühjahr fällt die Entscheidung, welcher Plan umgesetzt wird. Und es wird vermutlich bis 2018 dauern, bis Bagger anrollen. Bonin: „Wir werden das ganze Gebiet auch nur schrittweise entwickeln können.“