Drogen: Mehr Jugendliche suchen Hilfe
Die steigende Zahl in der jungen Altersstufe zeigt laut der Drogenberatungsstelle, dass die Zielgruppe erreicht wird.
Immer mehr Gladbacher suchen Rat und Hilfe bei der Drogenberatung. Rund 40 Klienten mehr als im Jahr zuvor, nämlich 1210, verzeichnet der Jahresbericht der Einrichtung für 2014. Und noch etwas wird deutlich: Die Konsumenten werden immer jünger. Dennoch kein Grund zur Panik, meint Achim Brasseler, der Leiter der Drogenberatung. Die Zahl der jüngeren Klienten steige, weil die Drogenberatung diese Gruppe verstärkt anspricht und in den Blick nimmt.
Der Jahresbericht zeigt: Gegenüber 2013 ist die Zahl der Klienten zwischen 10 und 26 Jahren um 170 auf 477 angestiegen. „Das liegt auch daran, dass wir auf aufsuchende Arbeit setzen“, erklärt Brasseler. Die Drogenberatung sei im Jugendzentrum Step und im Jugendjobcenter präsent. Auch mit den Schulsozialarbeitern arbeite man konstruktiv zusammen. Die Zahl der Hilfesuchenden zeige, dass man die Zielgruppe auch erreiche.
Bei der Arbeit mit jüngeren Klienten ist die Elternarbeit ein wichtiges Puzzleteil. Es gibt eine Elternsprechstunde und ein Familiengespräch. Erst dann folgen die Einzelgespräche mit den Jugendlichen. Am Ende steht die Familienkonferenz. „Viele der Probleme sind nur im Familiensystem zu lösen“, sagt Brasseler.
Cannabis-Konsum ist unter Jugendlichen weit verbreitet. Es gibt Anzeichen, die bei Eltern alle Alarmglocken schrillen lassen sollten: plötzliches Schulversagen, innere Unruhe, Antriebslosigkeit, die Vernachlässigung von Hobbys oder starke Veränderungen im Freundeskreis. Treten solche Symptome beim eigenen Kind auf, sollte schnellstens Hilfe gesucht werden.
Ein großes Problem stellt heute der veränderte Wirkstoffgehalt der Cannabisprodukte dar. Waren Ende der 1990er Jahre noch drei Prozent THC üblich, erreicht der Wirkstoffgehalt heute manchmal bis zu 30 Prozent. Der Konsument kann kaum einschätzen, wie viel er zu sich nimmt, das Risiko steigt.
Cannabis-Konsum wie der Konsum illegaler Drogen überhaupt ist im Allgemeinen ein eher männliches Problem: Auf 280 männliche Konsumenten kommen in der Gladbacher Statistik 73 weibliche. Etwas anders ist die Verteilung bei den Amphetaminen. Diese synthetischen Drogen werden verstärkt auch von Frauen genommen. „Frauen greifen oft zu Aufputschmitteln, um die Anforderungen von Familie, Partnerschaft und Beruf zu bewältigen“, sagt Brasseler.
Es gibt auch erfreuliche Entwicklungen: Die Zahl der Heroinabhängigen stagniert seit längerem — in Gladbach ebenso wie in ganz Deutschland. Die Drogenberatung engagiert sich auch in einem Feld, das gerade auch von der Bundesregierung mit dem Programm Fitkids in den Blick genommen wird: es geht um die Kinder von drogenabhängigen Eltern.
30 Prozent der Kinder aus suchtbelasteten Familien geraten später selbst in Abhängigkeit. Das allein wäre Grund genug, sich um sie zu kümmern. Die Drogenberatung organisiert schon seit einiger Zeit Freizeitangebote für diese Kinder. „Wir fahren schon mal in den Zoo oder grillen gemeinsam“, sagt Heinz-Josef Claßen vom Vorstand. „Viele dieser Kinder sind noch nie aus Gladbach heraus gekommen.“ Finanziert wird das über Spenden. „Wir freuen uns über jeden, der uns unterstützt“, erklärt Claßen.