ECE: Kritik am Verkehrskonzept

Über 350 Bürger kamen zur gut vorbereiteten Infoveranstaltung der Stadt.

Mönchengladbach. Das Thema ECE und die damit verbundenen Veränderungen in der Verkehrsführung interessiert die Gladbacher. Fast 400 Bürger informieren sich im Haus Erholung über das Verkehrskonzept der Stadt. Drei Stunden lang hören sie - meist geduldig - wie die Stadtplaner ein Verkehrschaos verhindern wollen.

Wie die WZ berichtete, soll die Bismarckstraße zum Schwerpunkt der neuen Verkehrsführung werden. Diese soll wie ein Ringsystem (siehe Grafik) um die Innenstadt gelegt wird. Dazu soll nicht nur die Bismarckstraße verbreitert werden. Zu dem Konzept gehört auch der Ausbau der Breitenbachstraße und der Umbau (sprich: Abriss) des Affenfelsens.

"Außerdem planen wir die Ampelphasen in der ganzen Stadt um zwölf Sekunden zu verlängern", sagt Stadtplaner Helmut Hormes. "So bekommen wir zehn Prozent mehr Fahrzeuge über die Kreuzungen geschleust. Zudem bekämen Bismarckplatz, die Kreuzung Viersener Straße und Hermann-Piecq-Anlage mehr Abbiegespuren.

"Wenn Sie glauben, dass sie damit den Verkehr in der Stadt in den Griff bekommen, ist das ein Irrsinn", rief ein Zuhörer in den Saal. "Lächerlich ist das, einfach lächerlich. Wenn da ein Auto in der zweiten Reihe steht, geht gar nichts mehr. Da ist doch schon jetzt alles dicht. Das wird ein Chaos", fasst sein Nebenmann Mut. Dass die Veranstaltung hier nicht aus dem Ruder läuft, ist der besonnenen Moderation Jürgen Beckmanns, dem Leiter des Planungsamts, zu verdanken. "Von der Straßenbreite her und mit den zusätzlichen Abbiegespuren packt die Straße den zusätzlichen Verkehr. Das haben drei Gutachten bestätigt", so Beckmann.

Für Helmut Uhrmacher ist es dennoch "schlichtweg ein riesiger Fehler", die Stepgesstraße zu sperren. Es werde auf der Bismarckstraße "chaotisch" zugehen. Ein anderer fordert, dass ECE den Tunnel bezahlen soll, der unter der Steinmetzstraße durchführen wird. "Wer die Musik bestellt, soll sie zahlen".

Baubeginn Im Januar soll mit dem vierspurigen Ausbau der Ost-West-Straße (in der Verlängerung der Steinmetzstraße, von Bismarckstraße bis Eickener Kreisel) der Baustellen-Marathon beginnen. Voraussichtlich Ende 2008 soll der Abriss des ehemaligen Schauspielhauses an der Hindenburgstraße und des Finanzamts (Kleiststraße) erfolgen. Dem vorläufigen Zeitplan nach soll im Frühjahr 2009 der Baustart für das ECE-Forum erfolgen.

Tunnelbau Zeitgleich sollen auch die Tunnelarbeiten an der Viersener Straße beginnen. Die Bauzeit für den bis zu zehn Meter tiefen Tunnel zwischen Kleist- und Kaiserstraße wird voraussichtlich ein Jahr betragen. Die Viersener- und Steinmetzstraße werden dafür komplett gesperrt.

Die jetzt vorgebrachten Sorgen der Gladbacher zum Verkehrskonzept sollte die Stadt ernst nehmen. Denn es sind die Bürger, die hier wohnen und täglich mit der Verkehrssituation umgehen müssen. Das, was die Stadtplaner jetzt vorgelegt haben, ist stimmig. Das belegen auch die wissenschaftlichen Berechnungen. Klar ist aber auch, dass erst die Praxis zeigen wird, ob es funktioniert, dass die Bismarckstraße mit einigen Veränderungen 20000 Autos mehr aufnehmen kann. Sicherlich wird es bald umso gravierender sein, wenn dort Fahrzeuge in der zweiten Reihe halten. Doch solche Unwägbarkeiten gibt es immer. Sie sollten nicht dazu führen, das Verkehrskonzept, das zu einem Paket für die Gesamtstadt gehört, abzulehnen.