Ein Blick auf den Kick?

Ein Weltmeisterschafts-Spiel der Deutschen am Mittag, das bringt viele Berufstätige am Freitag ins Rotieren.

Mönchengladbach. Einen Blick auf das Fußballspiel der Deutschen am Freitagmittag gegen Serbien möchten viele gerne erhaschen, im Idealfall sogar das ganze Spiel sehen. Doch den Konflikt zwischen dem Bedürfnis aufs Fußballschauen und der Arbeit können nicht alle lösen.

Glück haben viele Mitarbeiter in Verwaltungen und in der Industrie. Bei der Stadt beispielsweise gibt es Gleitzeit, da kann Schluss machen, wer den Anpfiff nicht verpassen will. Anderes Beispiel: Bei Vanderlande Industries, dem Marktführer in Sachen Fördertechnik, ist ohnehin an jedem Freitag um 13 Uhr Feierabend.

Oerlikon Schlafhorst lädt die Mitarbeiter in die Kantine und in die Räume des Ausbildungsverbundes. "Da sind Beamer aufgehängt, wir haben ein bisschen Atmosphäre geschaffen, alle können gemeinsam Fußball gucken", sagt der Pressesprecher André Wissenberg. Allerdings müssen die Kollegen für die Zeit ausstempeln, "das gehört also nicht zu ihrer Arbeitszeit".

Bei Areva im Transformatorenbau gibt es die Gelegenheit nicht. "Wir arbeiten in drei Schichten, um unsere Aufträge zu schaffen", sagt Geschäftsführer Jochen Schwarz. "Dafür haben wir keine Zeit." Auch bei der Sparkasse wird in den 39 Filialen im Stadtgebiet wie an jedem Freitag bis 16Uhr gearbeitet.

Im Joint Headquarter (JHQ) läuft am Freitagvormittag die große Abschiedsparade, die um 13 Uhr endet. Für die geladenen Gäste geht es anschließend zu einem offiziellen Empfang. "Die Soldaten, die zu der Parade antreten, haben aber anschließend frei", sagt Pressesprecherin Helga Heine. Und damit Zeit, Fußball zu gucken.

Polizei-Pressesprecher Willy Theveßen sieht dem Spieltag mit deutscher Beteiligung entspannt entgegen. "Ein Public Viewing, bei dem wir als Einsatzkräfte gefragt sind, gibt es im Hockeypark. Da waren beim letzten Spiel gerade 500 Mann." Seine Kollegen hätten also ganz entspannt mitschauen können.

In den Wachen liefe der Fernseher meist nebenher. "Wir müssen ja wissen, wie das Spiel läuft", sagt er. Der Streifendienst werde wie gewohnt laufen und auch auf der Straße müsse man verstärkt Präsenz zeigen, besonders nach den Spielen. Aus der Zeit der letzten WM zieht er eine positive Bilanz: "Die Leute haben sich gefreut, gefeiert, Türken, Farbige, alle mit Deutschlandfahnen, das blieb alles im Rahmen."

Schüler finden eine Gelegenheit zum Rudelgucken an der Jugendkirche-Rheydt. An der Wilhelm-Strauß-Straße 18 gibt es nach der Schule ab 12.30 Uhr Hotdogs und Getränke, ab 13.30 Uhr wird das Fußballspiel übertragen. Auch wo sonst Verbrecher verurteilt werden, gibt es Public Viewing: im großen Schwurgerichts-Saal 100 im Landgericht.

Keine Chance haben Ärzte, Schwestern und Pfleger im Elisabeth-Krankenhaus. Das Pflegepersonal hat ausgerechnet zu der Zeit seinen Schichtwechsel, auf den Stationen ist Übergabe. "Das muss wie gewohnt laufen", sagt Pressesprecher Arnold Küsters.