Ein Leben lang Kirchenmusikerin

Seit über 60 Jahren ist Marlene Schimanski Organistin.

Mönchengladbach. Nicht immer stieß ihre Beständigkeit auf Verständnis. Wenn Marlene Schimanski Feiern im Familien- und Freundeskreis verließ, um am Samstagabend den Gottesdienst am Klavier zu begleiten, schüttelten schon einige mit dem Kopf. Doch davon ließ sich die heute 84-Jährige nicht beirren. Sie trat jeden Samstag ihren Dienst im Krankenhaus Bethesda an — 52 Mal im Jahr.

Seit Beginn der 1950er Jahre spielt die Mönchengladbacherin in den evangelischen Gottesdiensten, vor allem im Bethesda, aber auch in Altenheimen oder in der Friedhofskapelle. Jetzt zieht sie sich zumindest aus dem regelmäßigen Dienst zurück und damit endet eine Ära.

Marlene Schimanski kommt aus einer großen und musikalischen Familie. „Ich habe mir mit meinen Geschwistern eine Stunde Musikunterricht pro Woche am Konservatorium geteilt“, erzählt sie. „Jeder hatte eine Viertelstunde am Harmonium.“ Dann kommt noch Orgelunterricht dazu.

Schon mit 14 Jahren als Orgelschülerin spielt Marlene Schimanski in Gottesdiensten. „Ich liebe Choräle“, sagt sie. „Privat habe ich mich auch mal an Walzern versucht, aber die liegen mir nicht.“ Da gebe es zu viele Achtelnoten, meint sie augenzwinkernd.

„Kirchenmusikerin der Beständigkeit“ nennt Pfarrer Ulrich Meihsner, Krankenhausseelsorger im Bethesda, seine langjährige Mitstreiterin. Zum Dank für viele Jahrzehnte des engagierten Dienstes wurde ihr jetzt zum Abschied das Kronenkreuz der Diakonie verliehen.

Doch was heißt hier Abschied? So ganz geht sie nach den vielen Jahren nicht. Sie wird im Bedarfsfall spielen und ist auch als Grüne Dame präsent. In diesem ehrenamtlichen Besuchsdienst ist sie auch schon seit Jahren aktiv: Sie besucht die Patienten, die keine Angehörigen haben, die Hilfe und ein wenig Trost brauchen.

„Wenn jemand zu mir sagt: ,Es hat mir schon lange niemand mehr so zugehört‘, dann ist das wunderbar“, erklärt die 84-Jährige die Motivation für ihr Engagement.

Zehn Grüne Damen sind im Bethesda aktiv, kommen jeweils einen Vormittag pro Woche und stehen als ehrenamtliche Helferinnen zur Verfügung. Das ist ein hoher Zeiteinsatz, aber: „Man bekommt auch viel zurück“, sagt Marlene Schimanski. Man muss allerdings in der Lage sein, mit dem umzugehen, was man erlebt. „Mitfühlen, aber nicht mitleiden“, fasst sie ihre Haltung zusammen.