Ein Spiel zwischen Freunden
Borussenfan Michael und Mainz-Anhänger Nikolai treffen sich immer dann, wenn sich ihre Teams begegnen.
Mönchengladbach. Sie wohnen mehr als 400 Kilometer voneinander entfernt, sind sich aber ganz nah, wenn es um Fußball geht: Michael Ungermanns und Nikolai Schraivogel sind echte Fans, deren Liebe aber unterschiedlichen Vereinen gilt. Michael ist Fan von Borussia Mönchengladbach, Niko Anhänger von Mainz 05.
Deshalb wird die Fußballfreundschaft der beiden am Samstag wohl für 90 Minuten nicht ganz so intensiv sein, wenn Gladbach im Borussiapark Mainz zum wichtigen Spiel um die Plätze im internationalen Fußballgeschäft empfängt.
Obwohl: Eigentlich mögen beide auch den jeweils anderen Verein. Sie sind nämlich Mitglieder der Facebook-Gruppe „Fanfreundschaft Mainz & Gladbach“, die Ungermanns vor etwas mehr als fünf Jahren gegründet hat. „Niko war damals eines der ersten Mitglieder, und daraus hat sich unsere Freundschaft entwickelt“, erinnert sich der 31-jährige Fohlen-Fan, der im niedersächsischen Werlte wohnt, das liegt etwa eine Stunde von Oldenburg entfernt.
Schraivogel, 23 Jahre alt, wohnt in Bingen am Rhein. Und weil die Entfernung eben mehr als 400 Kilometer weit beträgt, sehen sich die beiden nur zweimal im Jahr. Dann, wenn ihre beiden Vereine gegeneinander spielen. Am Samstag ist es wieder soweit. Dann werden sie im Borussiapark gemeinsam mit vielen der rund 240 Mitglieder ihrer Facebook-Gruppe ein selbst entworfenes Banner mit den Logos beider Vereine und dem Spruch „Still friends since 1994“ (Freunde seit 1994) zeigen.
„Es soll 20 Jahre nach dem besonderen Pokalspiel zwischen Borussia und Mainz an die alte, fast vergessene Fanfreundschaft erinnern“, sagt Ungermanns. Borussia gewann seinerzeit dieses Spiel im Achtelfinale mit 6:4 gegen Mainz und wurde später Pokalsieger. Damals gab es eine große Fanfreundschaft zwischen den beiden Vereinen, die aber nach und nach fast verschwunden ist.
Grund dafür ist wohl, dass es bei Treffen von Fangruppen größere Missverständnisse und Meinungsverschiedenheit gab. „Das wollen wir besser machen“, sagt Ungermanns. Seine Freundschaft mit Schraivogel scheint dafür eine gute Basis. „Ich habe Niko zu seinem Geburtstag eine Karte für das Spiel am Samstag geschenkt. Er hat mit an meinem Geburtstag ein Trainingsshirt mit dem Bild von Mainz’ Trainer Thomas Tuchel geschenkt“, sagt Ungermanns.
Der Lehrer hat eine Dauerkarte und fährt bei jedem Heimspiel der Borussia die rund 260 Kilometer aus seiner niedersächsischen Heimat nach Gladbach, wo er seine Wurzeln hat. „Meine Mama stammt aus Venn, und wir haben in Willich gewohnt. Damals hat mich ein Nachbar immer mit auf den Bökelberg genommen“, erinnert sich Michael Ungermanns.
Mit der aktuellen Entwicklung „seiner“ Borussia ist er übrigens äußerst zufrieden: „Seit drei Jahren ein einstelliger Tabellenplatz - darüber freue ich mich riesig. Borussia ist ein Verein mit Charakter.“ Und vielleicht stürmen Nico und Michael im nächsten Jahr mit ihren Lieblingsklubs gemeinsam die europäischen Fußballbühnen.