Eine Altlast wird vermarktet
Die Stadt will anscheinend das gesamte ehemalige Reme-Gelände übernehmen und vermarkten.
Mönchengladbach. In das Dauerthema Lürriper Reme-Gelände kommt Bewegung. Nach WZ-Informationen wird die Stadt bzw. ihre Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG den verwahrlosten Komplex der ehemaligen britischen Militärwerkstatt komplett übernehmen.
Dafür kauft sie von der Gladbacher Firma Jessen der CDU-Brüder Bücker eine Fläche von gut 63000 Quadratmetern zum Preis von etwa 2,5 Millionen Euro. In den vergangenen Tagen hatte es in der Ampel-Koalition geheißen, für so etwas habe man kein Geld.
Der Deal mit Bücker ist Teil eines Gesamtpaketes mit den Bauunternehmern und hat auch etwas mit der Weiterentwicklung des Hardterbroicher Marktes zu tun. Hier ebenfalls aktiv: das Bücker-Duo.
Stadtkämmerer Bernd Kuckels (FDP) sieht sich bestätigt. Er dringt auf die Vermarktung des insgesamt mehr als 140000 Quadratmeter großen Alt-Hallen-Komplexes. Davon gehören der Stadt 78000 Quadratmeter. Bücker verkaufte bereits rund 3000 Quadratmeter an den direkten Reme-Nachbarn Pollrich Ventilatoren. Laut Kuckels gibt es Nachfragen von Firmen, die hier aktiv werden wollen - ob als Logistiker oder Handwerker.
Das Problem: Die Reme ist in Teilbereichen hochgradig verseucht. Die Altlasten-Beseitigung (Öle, Diesel usw.) kostet rund drei Millionen Euro, davon soll das Land angeblich 80 Prozent der Kosten übernehmen. Bücker hat für seinen Teil (u.a. mit stark belasteter "Panzerhalle") gute Karten.
In ihrem Kaufvertrag steht, dass die Stadt für die Altlasten-Abfuhr aufkommt. Diesen "gravierenden wie teuren Fehler", sagen nicht nur beteiligte Politiker, habe man dem ehemaligen Stadtkämmerer Manfred Nieland (CDU) zu verdanken. Nieland war auch längere Zeit Chef der EWMG, die vorwiegend städtische Grundstücke in deren Auftrag gegen Provision makelt.
Bei der Reme (Ankauf Bücker-Fläche, Erschließung, Umbauten usw.) rechnen Stadt bzw. EWMG mit Gesamtaufwendungen von zirka 5,2 Millionen Euro. Auf der Ertragsseite (Verkauf von Hallen usw.) erwarten sie vier bis fünf Millionen Euro. Oppositionspolitiker sagen: So kommt die Stadt beim Kapitel Reme mit einem blauen Auge davon.
Die Stadt erwarb die Reme 1994 vom Bund. Schon damals habe Nieland eine Frist verstreichen lassen, nach der sich der vorherige Besitzer verpflichtete, für die Altlasten-Beseitigung innerhalb von drei Jahren aufzukommen.
Und noch ein Grundstücksgeschäft steht kurz vor dem Abschluss: Jessen/Bücker übernehmen an der Grevenbroicher Straße von der Stadt eine rund 5600 Quadratmeter große Fläche für 1,09 Millionen Euro.
Bekanntlich will Jessen hier in Hardterbroich frühestens ab 2011 ein neues Viertel mit Wohnungen, Geschäften usw. hochziehen. Dazu gehört auch ein neuer Aldi-Markt auf dem verwaisten Grundstück des früheren Endlosdruckers Schagen und Eschen, Hofstraße. Das wollen die Bückers von der Sparkasse erwerben.