In der Pflege fehlen Kräfte
Die Altenheime beklagen einen Mangel an gut ausgebildetem Personal.
Mönchengladbach. 1200 Fachkräfte in der Pflege fehlen in Nordrhein-Westfalen - vor allem in der Altenpflege. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie im Auftrag des Landesgesundheitsministeriums vor Kurzem gekommen. Auch in Mönchengladbach ist die Situation angespannt. "Wir haben 20 freie Stellen, die wir nicht besetzt kriegen", sagt Helmut Walraffen-Dreisow, Leiter der Sozial-Holding der Stadt, die die fünf städtischen Altenheime trägt.
Um eine Unterversorgung zu vermeiden, sei man gezwungen, die fehlenden Kräfte mit "teuren Leiharbeitern" und durch Mehrarbeit der Teilzeitkräfte zu kompensieren.
Auch Sabine Baum, Leiterin des Curanum-Seniorenzentrums Lindenhof, sieht einen Fachkräftemangel. Zwar sei man voll im Stellenschlüssel, aber der Mangel sei da. Kritisch würde es, wenn etwa Fachkräfte ausschieden und man die Stellen neu besetzen müsse. "90 Prozent der Fachkräfte in der Altenpflege sind weiblich", sieht sie ein Problem des Berufsstandes. Ausfall durch Schwangerschaft und Erziehungszeit sei da programmiert. Hinzu käme, dass danach der Wiedereinstieg in den Beruf, zumindest in Vollzeit, schwer sei - schließlich gäbe es keine Kita-Plätze von früh morgens bis spät abends, je nach Schicht.
Das Hauptproblem bestünde aber bei Berufseinsteigern. "Es liegt aber nicht an einem Nachwuchsmangel", stellt Braun klar. Vielmehr gebe es nicht genügend Ausbildungsplätze, um ausreichend Fachkräfte für den gestiegenen Bedarf auszubilden. "Es gibt ja mittlerweile nicht mehr nur Altenheime, sonder auch immer mehr Tagespflegen und betreutes Wohnen. Da braucht man überall Fachkräfte." Erschwerend hinzu komme die alternde Gesellschaft.
Das Problem der mangelnden Ausbildungsplätze sieht auch Wallraffen-Dreisow. "Bundesweit sind in der Vergangenheit 15000 Ausbildungsplätze abgebaut worden. Das rächt sich jetzt", sagt er.
Auswirkungen habe das auch auf die Qualität der Bewerber, die es derzeit auf dem Arbeitsmarkt gebe. "Wir finden kaum qualitativ gutes Personal. Die Letzte, die wir eingestellt haben, mussten wir intensiv ein halbes Jahr nachschulen", sagt die Leiterin eines kleineren Heims in Mönchengladbach, die ungenannt bleiben will.
Unter anderem die Sozial-Holding versucht gegenzusteuern. Man habe jüngst eine ganze eigene Schulklasse an Auszubildenden gestartet, insgesamt sind es 60 Azubis bei dem kommunalen Träger. Dazu wurde eine Pflegelehrerin eingestellt, die die Auszubildenden in der Praxis begleitet. Das Ergebnis der Bemühungen bekommen die Altenheime allerdings erst in drei Jahren - so lange dauert die Ausbildung.