EM 2024: Enttäuschung bei Stadt und Borussia
Bei der Fußball-EM gibt es keine Spiele im Borussia-Park. Für das Engagement gab es Lob.
Mönchengladbach. Am Anfang war viel Lob. Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), sprach von den Emotionen, die drin waren in der Mönchengladbacher Bewerbung, vom Fußballspirit der Stadt. Je länger die Eloge des DFB-Obersten dauerte, desto klarer wurde: Es hat nicht gereicht. Gladbach wird nicht dabei sein im Reigen der Städte, in denen es 2024 EM-Spiele geben wird, falls sich Deutschland gegen den Mitbewerber Türkei durchsetzt im kommenden Jahr.
Als Grindel schließlich mit der eigentlichen Botschaft seines Anrufs im Borussia-Park rausrückte, war es für die Anwesenden keine Überraschung mehr. „Wir haben dann die Flasche Sekt, die bereit stand, wegbringen lassen“, berichtete Rainer Bonhof, Borussias Vizepräsident und als Weltmeister von 1974 einer der Botschafter der Gladbacher Kampagne. Kater statt Party-Stimmung. In der Gesamtbewertung Platz 13 von 14 Bewerbern — das hatte sich der Bewerber vom Niederrhein nicht träumen lassen.
Bonhof machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Ich bin nicht sauer, ich bin stinksauer! Ich muss aufpassen, dass mir nicht der Hals platzt.“ Eine Ahnung jedoch, dass es ein trauriges Ende geben würde in Sachen EM-Traum, keimte bei den Bewerbern am Vorabend der Entscheidung auf. Da erhielten die Borussen den Evaluierungsbericht des DFB. Dort war eben unter dem Punkt „Mobilität“ zu lesen: „Mönchengladbach weist im infrastrukturellen Bereich erhebliche Defizite auf.“ Interessant: Beim Standort Gelsenkirchen werden vergleichbare Probleme festgestellt, statt als „erhebliche Defizite“ werden diese aber einsortiert mit dem Vermerk: „Hat mit Nachteilen zu kämpfen.“
Dass die Verkehrsthematik ein Kritikpunkt sein würde in Gladbachs Bewerbung, war absehbar. „Das mit dem Verkehr ist ein Argument“, räumt Bolten-Chef und Borussia-Aufsichtsrat Michael Hollmann ein. Dennoch sei die Absage „superschade und ärgerlich“. Zudem monierte der DFB, dass die Kapazität der Logen für ein Stadion dieser Größe zu gering sei. Zwei Logen fehlen, um die Anforderungen zu erfüllen. Gerade die Kritik am Stadion traf die Borussen. „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass der Borussia-Park eine perfekte Spielstätte für internationale Begegnungen ist“, so Präsident Rolf Königs.
Gladbach hatte auf die „weichen“ Faktoren gesetzt: Emotion, Fußball-Seele, das gallische Dorf. Das zog am Ende nicht. „Die Entscheidung ist diesmal von rein messbaren Kriterien, Zahlen und Fakten beeinflusst worden. Emotion und Tradition, die Dinge, die den Fußball ausmachen, sind völlig außen vor gelassen worden. Man hatte einfach das Gefühl: Mönchengladbach ist dran. Und das wurde durch rein nüchterne und technokratische Bewertungen ausgeschlossen“, sagte Moderatorin Ulrike von der Groeben.