Entscheidung über Kaufland?
Das Bau-Projekt ist Thema in zwei politischen Sitzungen. Bücker-Brüder wollen Bebauungsplan per Schnell-Verfahren.
Mönchengladbach. Die Auseinandersetzung um die Ansiedlung des Groß-Verbrauchermarktes Kaufland auf dem leerstehenden Areal des Holter Praktiker spitzt sich zu. Und OB Norbert Bude (SPD) sowie CDU und FDP sind trotz massiver Bedenken von Holtern, Einzelhandel und der Bündnis-Grünen gewillt, das Millionen-Projekt umzusetzen.
Entscheidungen pro Kaufland könnten am Montag und Dienstag in politischen Sitzungen fallen. Wie berichtet, haben die CDU-nahen Bücker-Brüder der Gladbacher Baufirma Jessen den Praktiker-Baumarkt an der Aachener Straße aus der Insolvenzmasse gekauft. Ihr Ziel: Abriss von Praktiker, dann Neubau eines gut 5000 Quadratmeter großen Rundum-Supermarktes.
Damit es möglichst schnell geht, wollen die Bücker-Brüder kein ordentliches Bebauungsplan-Verfahren — das würde zu lange dauern —, sondern ein Schnell-Verfahren nach Art des Paragraphen 34 Bundesbaugesetz. Hierbei gäbe es beispielsweise keine Bürgerbeteiligung. Aspekte der Verträglichkeit hätten eher untergeordnete Bedeutung.
Zwar hat die Verwaltungsspitze — das sind mehrere Beigeordnete — nach WZ-Informationen gegen den Willen von OB Bude eine erste Bauanfrage für Kaufland „wegen vieler offener Fragen“ abgelehnt. Doch Jessen will das Projekt. Schließlich geht es auch um hohe Gewinnaussichten. Die Bücker-Brüder sollen mit einer Schadenersatzklage gedroht haben, und mittlerweile sollen sich sowohl Bude als auch große Teile der CDU zu einem Ja entschlossen haben. Der Tenor: Man könne solche Investoren wie diese nicht noch länger warten lassen.
Kritiker, wie Vertreter des Holter Einzelhandels, aber auch die Grünen und die Linken halten den Befürwortern Bedenken entgegen. Käme es zu dem Großprojekt, würde das Umfeld im Verkehr durch Kunden und Lieferanten ersticken. Die dort geltende Umweltzone würde zur Farce, Ziele der verkehrsberuhigten Aachener Straße über Bord geworfen. Ebenso das Einzelhandelskonzept, das derartige großflächige Ansiedlungen abseits der Zentren nicht vorsieht, weil es eine bestehende Klein-Laden-Struktur in Holt existenziell bedrohe.
In den Chor der Kaufland-Gegner stößt nicht nur die SB-Warenhaus-Kette Real (aus Eigeninteresse) mit Deutschland-Zentrale im Volksgarten, sondern auch die einflussreiche Gruppe „Gladbacher Masterplan“ mit Unternehmern und Architekten. Hier ist man empört, weil durch die Ansiedlung eine „krasse Fehlentscheidung“ drohe. Wenn man in und für Holt schon etwas tun wolle, dann sei die Eröffnung eines Frischemarktes „sinnvoll“. Der müsse aber viel kleiner sein, etwa 1500 Quadratmeter groß, so ein Vorstandsmitglied.
Auffallend in der aktuellen Debatte ist, dass sich die SPD in der ganzen Kaufland-Diskussion bisher zurückgehalten hat. In der heutigen Sondersitzung der Bezirksvertretung West muss sie aber Farbe bekennen: ab 16 Uhr in der Verwaltungsstelle Rheindahlen, Plektrudisstraße 25-27. Tags darauf ist „Kaufland“ dann wieder Thema, diesmal im Stadtratsgremium für Planen/Bauen (ab 15 Uhr im Rheydter Ratssaal).