Er war stumm und gelähmt, jetzt beflügelt er die Seele

Der Neuwerker Dichter Rainer Poth hat eine lange Leidenszeit überstanden und bringt nun sein bereits siebtes Buch heraus.

Mönchengladbach. Es sind kleine Lebenswahrheiten, Sehnsüchte, Träume oder Liebesgedichte, die Rainer Poth in seinen Laptop tippt. Seine Botschaft ist manchmal ein wenig wehmütig, oft Mut machend und immer Ausdruck von tiefen Gefühlen: „Lautlos beschleicht die Liebe der Seele tiefen Grund. Steigt ins Bad der Sehnsucht, verliert sich im Zauber des Neuen“, lauten lyrischen Gedanken aus dem neusten Buch des Mönchengladbacher Autors.

Rainer Poths mittlerweile siebente Veröffentlichung heißt „Seelenflügel“ und ist in einer Auflage von 500 Exemplaren im Eigenverlag erschienen. Ein weißer Schmetterling auf dem Buchumschlag vermittelt ein Gefühl von schwebender Leichtigkeit. Ebenso möchte Rainer Poth seine Alltagslyrik verstanden wissen: „Ich gebe keine Ratschläge, sondern bringe Fragen auf“, sagt der 49-Jährige. Er möchte den Menschen vermitteln, was das Leben seiner Meinung nach ausmacht: „Wir sind eigentlich dafür da, Liebe zu geben und zu empfangen“, glaubt Poth. Liebten die Menschen, gäbe es keinen Krieg, ist er überzeugt. Die meisten hätten den Zugang zu tiefen Gefühlen verloren. Nur noch der Job und das Geld zählten.

Mit seinen Texten möchte der Autor seinen Lesern den Weg zu ihren Emotionen zeigen. Der habe ihm früher selber gefehlt, gesteht der Gladbacher.

Ein schrecklicher Autounfall vor 13 Jahren hatte für den Hotelkaufmann alles verändert. Er lag im Koma, saß im Rollstuhl und war jahrelang stumm, bis er das Sprechen mühsam wieder erlernte. Bereits als Jugendlicher hatte er Gedichte fürs Poesiealbum gereimt. Jetzt half ihm das Schreiben, seine Gefühle auszudrücken: „Ich hatte viel verloren“, sagt Rainer Poth. Sein kleiner Sohn gab ihm die Kraft weiterzumachen: „Papa, du schaffst das“, habe der Kleine ihm immer wieder Mut gemacht.

Poths Lyrik entsteht immer aus seiner Beziehung zum Anderen: „Ich bin ein Menschenversteher“, sagt er von sich. Er könne Gefühle und Wünsche seines Gegenübers erspüren. Daraus entständen Assoziationen, Wortfetzen, Sätze und schließlich Texte, mit denen „ich an die Seele anklopfe“, so Poth, der schon das nächste Buch plant: „Diesmal möchte ich scherzhaft zu Dingen des Lebens Stellung nehmen.“