Experten helfen bei Fragen der Liebe
Die Rheydter Beratungsstelle bietet verstärkt Angebote an, bei denen die Klienten anonym bleiben.
Mönchengladbach. „Die Umstellung auf ein Leben mit Kind scheitert immer wieder am Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit“, stellt Janina Horn-Tilke, Leiterin der Pro-familia-Beratungsstelle Mönchengladbach, fest. „Oder schlicht an nicht mehr selbstverständlichen Kenntnissen über Entwicklung und Bedürfnissen von Säuglingen und Kleinkinder.“
Pro familia bietet nicht nur Schwangerschaftskonflikt-Beratung an, sondern steht Eltern auch nach der Geburt zur Seite. „Unser Fokus liegt natürlich auf dem Thema Sexualität“, erklärt die Leiterin, „aber auch allgemeine Erziehungsthemen oder Gesundheitsberatung fließen immer wieder ein.“ So werde immer wieder deutlich, dass Eltern heute stark unter Druck stehen, weil beispielsweise die Öffnungszeiten der Kitas nicht mit den Arbeitszeiten der Eltern übereinstimmen.
Aber auch Grundwissen fehlt. „Es gibt Eltern, die glauben, dass ein siebenmonatiges Baby, das schreit, sie bewusst stören will“, berichtet die Psychologin. „Andere halten es für den Ausdruck großer Intelligenz, wenn ein Zweijähriger zwar nur Ein-Wort-Sätze spricht, aber geschickt mit dem Gameboy umgeht.“
Auf den großen Beratungsbedarf reagiert Pro familia mit niederschwelligen Angeboten: die Online-Beratung nimmt zu, inzwischen bevorzugen 20 Prozent der Klienten diesen anonymen Weg. Bei Info-Veranstaltungen für Eltern werden häufig allgemeine Gesundheitsthemen als Aufhänger gewählt, um Hemmschwellen zu überwinden. „So erreichen wir zum Beispiel Frauen mit Migrationshintergrund besser“, sagt Janina Horn-Tilke.
„An den Sachthemen kann man dann andocken, um auch über so etwas wie Verhütung zu sprechen.“ Wichtiger Bestandteil der Arbeit der Beratungsstelle bleiben die Gruppenangebote für Jugendliche. „Wir arbeiten hier mit geschlechtsspezifischen Veranstaltungen, die von einer Ärztin und einem Sexualpädagogen durchgeführt werden“, sagt die Leiterin.
Fazit der Veranstaltungen: die Jugendlichen wissen viel über Sexualität, können aber die Bedeutung vieler Praktiken nicht einschätzen. Im Internet steht schließlich alles gleichwertig nebeneinander, egal, wie zweifelhaft oder ungewöhnlich es ist.
Die Beratungsstelle Mönchengladbach hat im vergangenen Jahr rund 1800 Menschen mit ihren Angeboten erreicht. Rund 1000 davon nahmen an Gruppenveranstaltungen teil, etwa 800 ließen sich allein oder als Paar über Schwangerschaft, Verhütung, Elternschaft und Sexualität beraten. In etwa 70 Prozent dieser Fälle stand die Schwangerschaft im Mittelpunkt der Beratung.