Fahnenklau hat Konsequenzen
Provokation: Beim Derby entfachten die Kölner bei den Borussia-Fans die blanke Wut.
Mönchengladbach. Die zehntausendfache Forderung allein schon war fast Provokation genug. "Wir wolln die Fahne sehn", höhnten die Anhänger des 1. FC Köln am Rande des rheinischen Derbys (1:1). Als das gesuchte Objekt, das zusammengenähte Stofftuch aus gestohlenen Mönchengladbacher Fanprojektfahnen und einem Banner der Mönchengladbacher Ultragruppierung, mitten im rot-weißen Kölner Fanblock auftauchte und von Kölner Fans zerrissen wurde, brannten bei den Gästefans die Sicherungen durch: Sie zündeten in ihrem Fanblock eine Rauchbombe und Leuchtraketen an, eine landete auf dem Feld.
Natürlich hatte Borussia-Verteidiger Alexander Voigt im Spiel keine Armbanduhr an - das verbietet allein schon der Regelkatalog des Deutschen Fußball-Bundes. Dennoch tippte sich Voigt immer wieder auf das Handgelenk und zeigte danach drei Finger, um auf die kurze Zeit zu verweisen, die im Rhein-Energie-Stadion noch zu spielen war. Voigt: "Der Schiedsrichter hat das Spiel unterbrochen und gesagt: Die Zeit lege ich am Ende drauf."
Borussia führte in Köln 1:0, bei einem Sieg wäre der Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz auf neun Punkte gewachsen. Voigt spielte selbst einige Jahre für den rheinischen Rivalen und ahnte bereits vor der Partie, was passieren kann: "Hoffentlich bleiben beide Fanlager friedlich."
Dadurch, dass sich die Gladbacher von den Kölnern provozieren ließen, erwiesen sie ihrer Mannschaft möglicherweise einen Bärendienst. "Fakt ist, dass wir 1:0 führten", sagt Borussias Verteidiger Tobias Levels. "Dann passieren solche Dinge, die uns in keinster Weise unterstützen." Nach der Spielunterbrechung erzielte Köln den Ausgleich per schmeichelhaftem Elfmeter.
Für Mönchengladbachs Torwart Christofer Heimeroth hat "Pyrotechnik im Stadion nichts zu suchen. Allerdings ist schon der Fahnenklau alles andere als eine gute Aktion, vor allem vor den Hintergründen der Ultra-Bewegung. Man muss zudem verhindern, dass eine solche Fahne ins Stadion geschmuggelt und präsentiert wird." Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt und hat beide Vereine zu schriftlichen Stellungnahmen aufgefordert.
Die Mönchengladbacher Polizei geht der Diebstahlsanzeige bereits seit einigen Tagen nach und wertet nun Videomaterial aus dem Stadion aus, das von den Kölner Kollegen zur Verfügung gestellt wurde. Der Schaden, der durch Einbruch und Diebstahl entstand, wird auf 2000 Euro geschätzt. Die Beamten konnten die gestohlenen Fahnen nicht sicherstellen. Ein Polizeisprecher bestätigte aber, dass es "sehr wahrscheinlich ist", dass es sich bei den bei dem Spiel zur Schau gestellten Objekten um das Diebesgut handelt.