Falscher „Honorarkonsul“ steht als Bankräuber vor Gericht

Der 47-jährige Angeklagte erzählt von vielen Erinnerungslücken. Zeugen erkennen ihn aber einwandfrei wieder.

Mönchengladbach. Er gehörte schon zu den Angesehenen in der Stadt Grevenbroich. Sogar der Schützenverein freute sich darüber, Jean-Claude M., den „Honorarkonsul von Burundi“, in seinen Reihen zu haben. Als aber im September das Schützenfest gefeiert wurde, mussten die Schützen auf ihr prominentes Mitglied verzichten. Da saß M. schon in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm laut Anklageschrift vor, dass er am 26. Juni eine Commerzbankfiliale in Grevenbroich überfallen haben soll. „Schwere räuberische Erpressung“ heißt das Verbrechen, das mit einer Haftstrafe von nicht unter drei Jahren bestraft wird.

Um 12.54 Uhr an diesem Tag soll M. in die Bankfiliale gekommen sein und im Schalterraum eine Waffe gezückt haben, mit der er auf den Kopf einer Bankangestellten gezielt habe. „Das ist kein Spaß. Keine Polizei, sonst muss ich Sie alle erschießen“, soll er dabei gesagt haben. 5000 Euro gab die Kassiererin daraufhin heraus. Weil der Angeklagte noch einmal mit der Waffe auf ihren Kopf gezielt und dabei von zehn auf null heruntergezählt habe, bekam er noch einmal 5000 Euro. Als die Wartezeit am Kassenterminal heruntergelaufen sei, habe er noch einmal 5000 Euro erhalten.

Mit insgesamt 15 000 Euro im Rucksack soll er geflohen sein. Zum Verhängnis wurde ihm auch, dass er bei seiner Flucht sein eigenes Fahrrad benutzte, das er selbst als gestohlen gemeldet hatte. Nach der Tat ist der 47-Jährige praktisch sofort zum Flughafen aufgebrochen. Denn er habe nach Burundi gewollt, wo es einen Erbstreit gegeben habe, so hat die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Als er einen Monat später in Brüssel wieder landete, klickten die Handschellen, denn er wurde inzwischen per internationalem Haftbefehl gesucht. Augenzeugen hatten den Täter gut beschreiben können.

Vor Gericht berichtete M., der nach Auskunft der Menschen, die ihm begegnet sind, sehr gewinnend sein kann, bereitwillig von seinem gesamten Leben. Den Überfall hat er gestanden, an die Tat selbst allerdings will er kaum noch eine Erinnerung haben. Zwar daran, dass er vor der Bank gestanden habe, nicht aber, dass er vorher eine Waffe gekauft und diese in der Bank auch auf die Kassiererin gerichtet habe.

Honorarkonsul — als solcher hatte er auch Spenden für Kinder in Not in Burundi gesammelt — ist er wohl nie gewesen. Auf Nachfrage des WDR hatte die Botschaft von Burundi das mitgeteilt. Anfang 2011 hatte ihn aber sogar eine landeseigene Stiftung Baden-Württembergs als Berater mit nach Burundi genommen.

Am 18. Dezember wird der Prozess fortgesetzt. Dann wird das psychologische Gutachten des Sachverständigen Martin Platzek vor dem Landgericht erwartet. Es soll klären, ob der 47-Jährige möglicherweise psychisch krank ist. Am zweiten Prozesstag könnte dann auch schon ein Urteil fallen.