Feuerwehr rückt zu 240 Einsätzen aus
Das Unwetter sorgte für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller in der Stadt.
Mit der Feiertagsruhe war es für die Einsatzkräfte in Mönchengladbach am Donnerstagnachmittag schlagartig vorbei. Ein Gewitter mit heftigen Regenfällen sorgte dafür, dass bei der Feuerwehr ab 17 Uhr quasi im Minutentakt Notrufe eingingen. Besonders Anwohner aus den Stadtteilen Stadtmitte, Neuwerk, Lürrip und Hardterbroich meldeten vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Vielerorts kam der Verkehr komplett zum Erliegen, die Polizei sperrte Straßen ab. Bis in die Nacht war die Feuerwehr im Einsatz. Und auch gestern arbeitete sie noch Unwettereinsätze ab. „Wir bekommen immer noch Anrufe. Manche haben erst am Morgen gemerkt, dass ihre Keller voll Wasser stehen“, sagte Feuerwehrsprecher Frank Nießen. Rund 240 Einsätze waren es insgesamt. Verletzte habe es nach Angeben der Einsatzkräfte aber nicht gegeben.
Selbst für das gut ausgebaute Kanalnetz in Mönchengladbach waren die Wassermassen zu viel. Im Normalfall wird das Regenwasser von den Straßen in speziellen Anlagen gereinigt — das sehen entsprechende Umweltgesetzte vor. Gestern dürfte das anders gewesen sein. Bei einem Besuch der Anlage am Rande Rheindahlens, erklärte Peter Vieten, Betriebsleiter der zuständigen NEW für das Kanalnetz, dass bei Starkregen der zügige Abfluss des Wassers im Zentrum steht. „Die Umweltgesetzgebung verpflichtet uns, das Wasser — beispielsweise von den Straßen — zu reinigen, bevor wir es ableiten. Bei starkem Regen ist das aber zu viel für die Anlage. Dann läuft das Wasser über einen Überlauf ab, so dass keine Überflutung entsteht“, erklärt er. Das bezieht sich aber nur auf die Anlage an sich. Die Kanäle in den betroffenen Straßenzügen jedoch haben einen solchen Überlauf nicht. Sind sie voll, können sie kein weiteres Wasser aufnehmen. Das Resultat: Das Wasser steht auf den Straßen. Im Normalfall läuft es dann aber zügig wieder ab, sobald wieder Platz im Kanal ist. So war es auch am Donnerstag. Die NEW spricht dennoch von einem Ausnahmephänomen. „Solche Regenereignisse kommen in Mönchengladbach nur alle 50 Jahre vor. An den meisten Stellen ist das Wasser inzwischen abgelaufen, nur in ein paar Senken sind die Kollegen noch im Einsatz“, sagt Christina Achtnich, Sprecherin der Stadttochter NEW.
Von dem Unwetter betroffen war auch die Mönchengladbacher Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. In die Kellerräume eingedrungenes Wasser hatte am Donnerstag zu einem Ausfall des zentralen Netzwerkrechners geführt, so dass die Mitarbeiter keinen Zugriff auf Datenbanken und Laufwerke hatten. Die Telefonanlage ist ebenfalls ausgefallen. Neben Schäden durch vollgelaufene Keller rückte die Feuerwehr auch wegen Brandmeldungen aus. Zwei entsprechende Anlagen in einem Gymnasium und in einem Bankinstitut wurden durch das Unwetter ausgelöst. Ein Blitzschlag in ein Mehrfamilienhaus verursachte glücklicherweise keine größeren Schäden.
Wegen der hohen Einsatzdichte arbeiteten auch die Feuerwehrleute am Limit. Entsprechend groß war die Freude über ehrenamtliche Helfer des DRK, die die Einsatzkräfte bis in die Nacht mit Essen und Getränken versorgten.
Unterdessen meldete der Niersverband, dass die neue Hochwasserschutzanlage in Geneicken ohne Probleme funktionierte. Nach Angaben des Verbandes kam es zum ersten Teileinstau des neuen Hochwasserrückhaltebeckens. Die Niederschläge verursachten demnach eine Hochwasserwelle, die am neuen Nierswehr die automatische Steuerung anspringen und die Wehröffnungen in der Niers teilweise verschließen ließ. Rund 30 000 Kubikmeter Wasser flossen in das Becken, in dem bis zu 220 000 Kubikmeter zwischengespeichert werden können.