Fitnessstudio zu — Auszubildende steht auf der Straße

Chantal Alt sollte jetzt ihre Fitnesskauffrau-Ausbildung beginnen, doch die Filiale ist geschlossen.

Fitnessstudio zu — Auszubildende steht auf der Straße
Foto: Jörg Knappe

Mönchengladbach. Am Ende des anstrengenden Assessment-Centers war die Freude bei Chantal Alt groß. „Ich war unter den letzten acht Bewerbern und mir wurde mitgeteilt, dass ich bestanden habe“, erzählt die 20-jährige Mönchengladbacherin. Eine Ausbildung zur Fitnesskauffrau bei der Fitnessstudio-Kette Flexx-Fitness könne sie im August beginnen — in der Filiale in Gladbach. Doch dazu kam es nicht.

Seit dem Wochenende ist das Studio an der Korschenbroicher Straße geschlossen — ohne Vorwarnung für die Kunden. „Wir sind umgezogen“ steht auf einem Zettel, der an der Eingangstür hängt, darunter ist die Adresse des Studios in Korschenbroich angegeben. Von einem Umzug kann jedoch keine Rede sein, schließlich gibt es das Studio in Korschenbroich schon lange.

Am Freitag — drei Tage vor dem planmäßigen Beginn ihrer Ausbildung — hatte Chantal Alt ein Rücktrittsschreiben des Unternehmens in der Post. „Hiermit treten wir von dem mit Ihnen geschlossenen Qualifizierungsvertrag aus betriebsbedingten Gründen mit sofortiger Wirkung zurück“, stand darin. Vorher hatte die junge Frau mehrfach in der Zentrale des Unternehmens angerufen, um Informationen über den Ablauf ihres ersten Ausbildungstages zu bekommen. Immer wieder wurde sie vertröstet.

„Der Brief war wie ein Schlag ins Gesicht“, sagt Chantal Alt. Als sie erneut anrief, um darum zu bitten, die Ausbildung doch in einem anderen Studio der Kette machen zu können, habe man ihr gesagt, es gebe „keine andere Option“.

Nun muss die junge Frau, die alleine lebt und ihren Unterhalt selbst bestreiten muss, wieder von vorne anfangen. Ihrem Ärger über die geplatzte Ausbildung hat sie in der Facebook-Gruppe „Du bist Mönchengladbacher, wenn...“ Luft gemacht. „Warum stellt man noch Azubis ein, wenn man weiß, dass die Filiale schließt?“, fragt sie sich. Zwei andere Azubis sollten mit ihr in Gladbach anfangen.

Viele Gladbacher haben ihr via Facebook Hilfe angeboten, Tipps gegeben, wo sie sich bewerben könnte — und vor allem mitgeschimpft. Denn auch viele Kunden des Studios sind empört über die plötzliche Schließung. Sie versuchen nun, ihre Verträge zu kündigen. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Studios schreibt gar, sie habe selbst erst am Freitag von der Schließung am Samstag erfahren.

„Grundsätzlich gilt in einem solchen Fall ein Sonderkündigungsrecht“, sagt der Gladbacher Rechtsanwalt Markus Fischer. Ein Festhalten an dem Vertrag sei für die Kunden nicht zumutbar, selbst dann, wenn ihnen angeboten werde, in der Filiale in Korschenbroich weiter zu trainieren. Gebe es in den Mitgliedsverträgen eine Klausel, die ein solches Sonderkündigungsrecht ausschließt, sei diese unwirksam. „Die Kunden können ganz einfach ein Schreiben formulieren, in dem sie mit sofortiger Wirkung außerordentlich kündigen und die Schließung der Filiale als Grund angeben“, rät Fischer. Schlechter sieht es rechtlich für Chantal Alt aus. „Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer können laut Bundesarbeitsgericht ohne Einhaltung von Fristen auch vor dem Ausbildungsbeginn kündigen“, sagt Fischer.

Das Unternehmen Flexx-Fitness wollte sich nicht zu der Schließung äußern. Auch die Frage, was mit den Mitarbeitern geschehe, die bisher an der Korschenbroicher Straße gearbeitet haben, blieb unbeantwortet.