Frauenhäuser fordern mehr Platz
Die Leiterinnen in Mönchengladbach appellieren außerdem an die Politik im Landtag, damit kostenlose Aufenthalte möglich werden.
Mönchengladbach. Diesen Montag ist Weltfrauentag. Für engagierte Menschen weiblichen Geschlechts ist das eine willkommene Gelegenheit, um auf Missstände hinzuweisen. Das ist auch in Mönchengladbach nicht anders. Im Fokus stehen die beiden Frauenhäuser: das Autonome Frauenhaus in Rheydt und das Haus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Windberg. Dort würden viele Frauen, die vor ihrem gewalttätigen Partner fliehen, nicht unterkommen können, sagen die beiden Leiterinnen. Weil entweder sämtliche Räume belegt sind - oder weil die Frauen nicht in der Lage sind, den erforderlichen Tagessatz zwischen knapp 40 und 50 Euro zu zahlen.
Die Leiterinnen der Einrichtungen, Claudia Fritsche in Rheydt und Melanie Plücken-Lachmann in Gladbach, sind deshalb besorgt: "Diese Frauen müssen unbedingt vor Gewalt geschützt werden." Die Expertinnen fordern jetzt, dass der Aufenthalt in diesen Refugien für misshandelte Frauen grundsätzlich kostenlos und dass zudem das Platzangebot vergrößert wird.
Ein Vorstoß, der auf Landesebene verhandelt werden müsste - Düsseldorf schreibt nämlich die Richtlinien für Frauenhäuser vor. Fritsche und Plücken-Lachmann haben daher einen offenen Brief an die Mönchengladbacher Landtagsabgeordneten verschickt: Hans-Willi Körfges und Angela Tillmann (jeweils SPD) sowie Michael Schroeren und Norbert Post (jeweils CDU) sollen sich für das Anliegen in der Landeshauptstadt stark machen. "Einigen Frauen werden durch die derzeitige Reglung unüberwindbare Hürden in den Weg gestellt", sagt Melanie Plücken-Lachmann, Leiterin im Windberger Frauenhaus.
Die Frauenhäuser rufen deshalb für ihre Kampagne den Slogan "Schwere Wege leicht machen" aus, um die Politiker wachzurütteln. Doch ob sie Erfolg haben, ist ungewiss. SPD und Grüne im Landtag sind an dem Thema durchaus interessiert, wie verschiedene Anträge im Ausschuss für Frauenpolitik zeigen.
Besonders die Gratis-Forderung wird offenbar schwer durchzusetzen sein. Die SPD hat da beispielsweise ihre Probleme: In ihrem Antrag ist lediglich vage von einem "Rechtsanspruch" für Frauen in Not die Rede. Die CDU gibt sich ebenfalls skeptisch. Norbert Post sagte der WZ: "Wer ein Frauenhaus aufsucht, muss sich an den Kosten beteiligen." Von einer allgemeinen "Freistellung" halte er nichts.
Immerhin sieht die derzeitige Reglung vor, dass Empfängerinnen von Sozialleistungen, etwa Hartz IV, gratis in den Häusern Unterschlupf finden können. Die Sozialbehörden übernehmen in diesen Härtefällen die Kosten. Aber außen vor bleiben etwa illegale Einwanderer oder Migranten, die sich lediglich zur Arbeit in Deutschland aufhalten. Sie fallen durchs Netz - dabei gebe es in diesen Gruppen viele Frauen, die zu Hause schlimmes Leid ertragen müssten, sagt Plücken-Lachmann.
Dass es schwierig wird, auf politischer Ebene dieses Dilemma zu lösen, liegt vor allem am Geld. Denn das Land müsste dafür seine Zuschüsse deutlich aufstocken. Bislang übernimmt das Land die Personalkosten für die jeweils drei Angestellten - je Haus 108 000 Euro. Die Stadt steuert ebenfalls Geld bei: für das Haus des SkF in Gladbach 145 650 Euro, für die Rheydter Einrichtung 111 106 Euro. Das alles reicht aber nicht. Ein Tagessatz zu erheben, sei zurzeit unabwendbar, um den Betrieb zu finanzieren, heißt es von den Trägern. Hinzu kommen Spenden.
Norbert Post reicht unterdessen den Schwarzen Peter weiter: "Die Kommunen sind in der Pflicht." Sie müssten mehr "leisten" bei der Finanzierung.