Fußgänger kritisieren zu kurze Grünphasen

Für Senioren kommt es einer unlösbaren Aufgabe gleich, die Straßen bei Grün zu überqueren. Laut einer Regelung müssten sie 1,2 Meter pro Sekunde schnell sein.

Die Stadt entschärft einen Unfallschwerpunkt in der Gladbacher Innenstadt und baut dazu seit Montag die Ampel an der Kreuzung Bismarckstraße, Ecke Steinmetzstraße um. Weil es besonders häufig Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern gegeben habe, die von Autofahrern beim Abbiegen übersehen wurden, werden jetzt separate Grünphasen für Linksabbieger aus beiden Richtungen der Steinmetzstraße eingerichtet.

Das teilte die Stadt mit. Linksabbieger und Fußgänger haben künftig keine gemeinsame Grünphase mehr. Dafür werden aber die Grünphasen in allen Richtungen kürzer. „Zusätzliche Einschränkungen im Verkehrsablauf sind deshalb zu erwarten“, hieß es bei der Stadt. Die Arbeiten an der Kreuzung sollen Ende März abgeschlossen sein.

Damit kommt die Stadt an dieser Damit kommt die Stadt an dieser Stelle einem großen Bedürfnis von Fußgängern nach: Grundsätzlich fühlt sich ein Großteil der Passanten zwar relativ sicher auf den Gehwegen der Stadt, aber als größte Ärgernisse werden von Fußgängern neben Hindernissen auf Gehwegen auf dem zweiten Platz unsichere und unkomfortable Kreuzungen benannt. Das geht aus den Befragungen zum Masterplan Nahmobilität hervor, der derzeit aufgestellt wird und für den mehr als 700 Fußgänger Fragen der Planer beantwortet haben. Rund 35 Prozent der Befragten würde als erstes die Ampelschaltung für den Fußverkehr verbessern. Das ist ebenfalls die häufigste Antwort. 20,5 Prozent der befragten Fußgänger würden als erstes Kreuzungen und Einmündungen sicherer machen. 9,5 Prozent der Befragten gaben an, sie würden häufiger zu Fuß zu gehen, wenn die Ampelschaltungen besser wären. Als besonders unsicher für den Fußverkehr wurden die Gartenstraße, die Hindenburgstraße, die Limitenstraße und die Bismarckstraße benannt.

In den vergangenen Wochen häuften sich im Bürgermonitor unserer Redaktion Beschwerden von Lesern, die Probleme mit den Ampelschaltungen für Fußgänger haben. An viel befahrenen Stellen gerade in der Innenstadt werden die Taktungen für Fußgänger häufig als zu kurz angesehen. An der Kreuzung Lüpertzender Straße/ Stepgesstraße etwa springt die Fußgänger-Ampel nach etwa acht Sekunden auf Rot um. Selbst schnellen Schrittes erreicht man die andere Straßenseite kaum bei „Grün“.

Das muss zwar auch nicht sein, denn die folgende Schutzzeit ist noch einmal 20 Sekunden lang, bis die Autofahrer „Grün“ haben. Aber Senioren, besonders mit Rollator, haben es schwer, die Kreuzung rechtzeitig zu überqueren. Eine andere kuriose Ampelschaltung gibt es etwa am Bismarckplatz an der Rathenaustraße. Wer von der Erzberger Straße Richtung Bismarckplatz geht, muss erst eine Fahrbahn bis zur Fußgängerinsel überqueren. Die dortige Fußgängerampel zeigt über eine Minute „Grün“. Die folgende vier Spuren breite Fahrbahn hat nur zwölf Sekunden Grünlicht. Die Stadt weist darauf hin, dass die Fußgänger, bei Grün mindestens die Hälfte der Straße überqueren können müssen.

An einigen Ampeln sei dieser Mindeststandard sogar überschritten. Die bundesweit einheitlichen Richtlinien für Signalanlagen geben eine Schrittgeschwindigkeit von 1,2 bis 1,5 Metern pro Sekunde vor. Die Stadt legt das langsamste Tempo, 1,2 Meter pro Sekunde, zugrunde. Umgerechnet handelt es sich dabei um ein Tempo von 4,32 Km/h. Für Senioren mit Rollator ist auch dies eine ambitionierte Geschwindigkeit. „Das Nahmobilitätskonzept mit konkreten Maßnahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs soll demnächst vorgestellt und in der Politik beraten werden“, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. „Wir sind gespannt, welche Vorschläge die Experten machen. Noch können ja auch die Bürger ihre Wünsche einbringen.“ Heute sind Ansprechpartner zur Nahmobilität von 10 bis 12 Uhr am Marktplatz Wickrath. Von 14 bis 16 Uhr sind sie am Peter-Schuhmacher-Platz in Neuwerk.