Gasexplosion: Selbstmordversuch oder Mord?
Zum dritten Mal steht Sascha H. vor Gericht. Er manipulierte den Gashahn. Bei der Explosion starb ein Nachbar (45).
Mönchengladbach. Sascha H. kennt den Gang zur Anklagebank. Mit starrer Miene nimmt er Platz und vermeidet jeden Blick in den Zuschauerraum.
Zum dritten Mal skizziert er seinen Lebenslauf, schildert dem Vorsitzenden Richter, wo er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist.
Wie er seine spätere Ex-Freundin Jasmin G. kennengelernt hatte und wie es eineinhalb Jahre danach zu der verheerenden Gasexplosion in seiner Wohnung gekommen war.
Zweimal hatte das Gladbacher Landgericht Sascha H. wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Bundesgerichtshof hob diese Entscheidungen aber auf und verwies den Fall schließlich an das Düsseldorfer Landgericht. Gestern war Prozessauftakt.
Der heute 24-Jährige hatte 2008 in seiner Wohnung am Siepensteg in Hermges die Gasleitung geöffnet, bevor Jasmin G. kam, um ihre Sachen abzuholen. Sie hatte Sascha H. die Trennung per SMS angekündigt.
Als sich die damals 17-Jährige vor dem Wohnzimmerfenster eine Zigarette anzündete, kam es zu einer gewaltigen Explosion, die das Mehrfamilienhaus völlig zerstörte und einen Familienvater (45) tötete.
15 Menschen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Jasmin G. erlitt schwerste Verbrennungen und schwebte lange in Lebensgefahr.
Sascha H. beteuerte gestern, er habe nur sich selbst mit dem Gas töten wollen. Er sei wegen der SMS der Freundin am Boden zerstört gewesen. Noch allein in der Wohnung habe er den Gashahn aufgedreht und die Tür mit Handtüchern abgedichtet.
Dann habe er sich ins Bett gelegt. "Aber ich spürte nichts. Deshalb drehte ich den Hahn wieder zu", sagte er gestern. Als Jasmin G. in die Wohnung trat, habe sie noch gefragt, was da so riecht. "Gas", habe er geantwortet. Dass sie sich eine Zigarette anzündete, habe er nicht gesehen.
Die mittlerweile 20-Jährige schilderte eine andere Version: Der Angeklagte habe auf dem Sofa gesessen. "Er konnte sehen, wie ich mir die Zigarette ansteckte", sagte sie.
Den Gasgeruch habe sie beim Betreten der Wohnung nicht wahrgenommen. Einen Tag vor der Tat sei es zum Streit zwischen den beiden gekommen. Sascha H. war dahinter gekommen, dass Jasmin G. ein Verhältnis mit einem gemeinsamen Freund hatte.
In ihrem Beisein hatte er an der Heizung geschraubt. Laut Jasmin G. hatte der Angeklagte angekündigt: "Wenn ich dich nicht haben kann, soll dich niemand haben." Am Mittwoch bestritt H., das gesagt zu haben.
Nach der Detonation habe Sascha H. erst sich und dann die Ex-Freundin aus den Trümmern gebuddelt. Er habe gefragt, ob sie ihn noch liebe und bat, ihn nicht zu verraten. Laut Staatsanwalt hatte Sascha H. laut nach dem Nachbarn gerufen.
"Weil ich nicht wusste, ob er zu Hause ist", sagte der 24-Jährige. Im Gerichtssaal entschuldigte er sich bei dessen Angehörigen. "Ich weiß, dass er ein guter Kerl war." Der Prozess wird fortgesetzt.