Gefeierte Ehrlichkeit nach wertvollem Fund

Die Putzfrau, der 40 000 Euro in einem Hotelzimmer in die Hände fielen, bekommt mehr als den Finderlohn.

Mönchengladbach. 40 000 Euro sind eine Menge Geld. So hoch ist die Summe, die Anna Radke am Sonntagmorgen beim Saubermachen in Zimmer 603 des „Holiday Inn“ am Geroweiher fand. Es lag in einem Nachtkästchen des Hotelbettes, verhüllt in einer kleinen, unauffälligen schwarzen Tasche, in der sich auch noch die Papiere des Eigentümers befanden.

Keinen Augenblick hat Anna Radke gezögert, das Geld zur Rezeption zu bringen. „Ich habe gewusst dass es schrecklich sein muss, so viel Geld zu verlieren“, sagt die 37-Jährige, die erst im Mai mit ihrem Mann, ihrem Sohn (16) und ihrer Tochter (15) aus Gubin, einer polnischen Stadt nahe der deutschen Grenze, nach Mönchengladbach-Waldhausen kam.

Seitdem gehört sie zu dem 20-köpfigen „Holiday Inn“-Reinigungsteam der Firma Klüh, deren Gladbacher Niederlassung in der Stadt tausend Mitarbeiter beschäftigt. In Gobin hatte 37-Jährige zwar eine Arbeit als Näherin in einer Schuhfabrik, doch die Chancen am Arbeitsmarkt sind dort so schlecht, dass die Familie den Weg nach Deutschland wagte. „In Gladbach haben wir Verwandte“, begründet sie die Wahl des neuen Wohnortes.

„Ich könnte nicht schlafen, wenn ich das Geld nicht zurückgebe“, sagt Radke. Die Hotelmitarbeiter übergaben das Geld an die Polizei. „In meinem Safe bewahre ich keine 40 000 Euro auf“, erklärt Hoteldirektor Hubert Pittner diesen Schritt. Schon wegen des Geldwäsche-Gesetzes sei er dazu verpflichtet.

Ohne die ehrliche Finderin wäre eine Hochzeit geplatzt. Ein türkisch-stämmiges Brautpaar kann es nun doch für die Hochzeit kommende Woche in Hamburg verwenden. Es hatte sich in zwei separaten Zimmern des Hotels für zwei Nächte eingemietet.

Als das Paar zur Polizei kam, um das Geld abzuholen, übergab es Radke einen üppigen Finderlohn. „Und von uns bekommt sie noch eine Prämie“, sagt Andrea Wagner, Niederlassungsleiterin der Firma in Gladbach. „Wir schulen unsere Hotelmitarbeiter immer wieder, dass sie Fundsachen abgeben sollen“, sagt sie. Schmuck, Notebooks, Handys und Geld bleiben täglich in Hotelzimmern liegen. „Aber diese hohe Summe ist schon außergewöhnlich.“ Mit der Prämie will man ein Zeichen setzen, dass sich Ehrlichkeit lohnt. „Wir sind stolz auf Frau Radke.“