Geschichte: Staubige Suche nach Fotos

Namen von drei Frauen sollen Straßenschilder zieren. Informationen über sie gibt es im Stadtarchiv nur wenige. Und auch für Bilder hoffen die Archivare auf Hilfe.

Mönchengladbach. Etwa 350 Männer zu zirka 50 Frauen — das ist das ungleiche Verhältnis bei den Namensgebern von Mönchengladbacher Straßen. Über die meisten dieser Namensgeber wie beispielsweise den ersten Leiter der Behinderteneinrichtung Hephata, Karl Barthold, oder die von den Nazis deportierte und dem Hungertod im KZ überlassene Textilfabrikanten-Tochter Selma Horn sind viele historische Daten und Fakten erhalten, sind im Stadtarchiv geschützt für die Nachwelt oder haben sogar ihre eigenen Kapitel in den Geschichtsbüchern der Stadt.

Drei Damen, deren Namen Straßenschilder zieren sollen, geben allerdings noch Rätsel auf. Antonie Boetzelen, Anna Künning und Susanne Beckers werden im Planungsgebiet Dahlener Heide verewigt. Die Gleichstellungstelle der Stadt hatte sich dafür stark gemacht, dass diesmal Frauennamen zum Zug kommen. Und der Stadtrat hatte genickt.

Doch über die drei Frauen ist nicht all zu viel bekannt. Und nur von einer gibt es im Stadtarchiv ein Bild. Und auch in Institutionen, Vereinen beziehungsweise Schulen, die wichtige Stationen auf dem Lebensweg von Boetzelen, Künning und Beckers waren, gestaltet sich die Suche schwierig.

Der Mönchengladbacher Stadtarchivar Dr. Christian Wolfsberger appelliert an alle Bürger, die möglicherweise noch zusätzliche Informationen oder Fotos haben, sich beim Stadtarchiv zu melden. „Vielleicht gibt es ja sogar Nachkommen, die etwas beisteuern können.“

Leicht angestaubt, aber leider erfolglos ist Birgit Richters aus dem riesigen Archiv des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Mönchengladbach wieder aufgetaucht. „Ich habe nichts gefunden“, bedauert die Diplom-Sozialarbeiterin, die nach historischen Schnipseln von Anna Künning (1869 bis 1941) gesucht hatte.

Von 1934 bis 1935 war Künning Vorsitzende des im Jahr 1906 gegründeten Vereins. Außerdem saß sie im Kuratorium der Oskar-Kühlen-Stiftung, leitete die Kriegskinderhorte und erhielt 1917 für ihren Verdienst um Ferienmaßnahmen für Stadtkinder in Ostpreußen das Verdienstkreuz für Kriegshilfe.

Die Lehrerin, die für die Zentrums-Partei zehn Jahre in der Stadtverordnetenversammlung saß und in den Jahren 1926 bis 1933 Abgeordnete der Rheinischen Provinziallandtage war, durchlief beruflich mehrere städtische Schulen und arbeitete auch als Konrektorin.

Zu ihren Stationen gehörte die katholische Volksschule Fliethstraße von 1895 bis 1904 und die katholische höhere Mädchenschule, die heutige Bischöfliche Marienschule. Aber auch dort endet für Schulleiter Wilhelm Oberdörster die stundenlange Suche im Archiv enttäuschend.

Und bei der Stadt gibt es aus der Zeit nach 1925, als Künning die Leitung des neu gegründeten Stadtamts für Jugendpflege und Leibesübungen übernahm, später Stadtjugendpflegerin und zusätzlich Kreisjugendpflegerin wurde, keinerlei fotografische Dokumente in Büchern, Bänden oder Mappen.

Ähnlich sieht es bei Susanne Beckers (geborene Kreutzer, 1893 bis 1965) aus. Sie war Mitglied der SPD seit 1922, wurde noch vor 1933 Funktionärin und führte in dieser Position einen Kampf gegen die Nationalsozialisten.

Nach der Machtergreifung musste Kreutzer, die auch Mitglied der Arbeiterwohlfahrt war, sich dreimal in der Woche bei der Gestapo melden. Sie wurde verdächtigt, regimekritische Schriften zu verbreiten. Wiederholt wurde ihr Haus durchsucht.

Hans Smolenaers, Geschäftsführer der SPD Mönchengladbach, bedauert, dass seine Partei über kein eigenes Fotoarchiv verfügt. Auch seine Anfrage beim Archiv der sozialen Demokratie in Bonn brachte nichts zu Tage.

Und die WZ-Recherche bei der Rheinland-Abteilung des Landesarchivs NRW zu Susanne Beckers und Anna Künning beantwortete die zuständige Mitarbeiterin mit einem „Nein“.