Gladbach ist „fahrradfeindlich“
Der „5. ADFC-Fahrradklima-Test“ offenbart: Nur in Wuppertal und Wiesbaden radelt es sich „unfreundlicher“.
Mönchengladbach. Wie fahrradfreundlich sind Deutschlands Städte? Wer sich diese Frage stellt, der denkt vielleicht an Münster und somit an eine Stadt, die den Radverkehr als selbstverständlich erachtet und eine angemessene Infrastruktur zu Verfügung stellt.
Von solch paradiesischen Zuständen ist Gladbach gleichwohl weit entfernt — wie eine Befragung unter 80 000 Teilnehmern nun offenbarte, denn die Stadt landete auf Platz drei im „5. ADFC-Fahrradklima-Test“. Aber nicht etwa im Ranking der fahrradfreundlichsten Städte. Nein, wer in Gladbach radelt, tut dies in einer „fahrradfeindlichen“ Stadt. Nur Wiesbaden und Wuppertal sind noch unfreundlichere Pflaster für Radfahrer.
In der im Herbst durchgeführten Befragung wollte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) unter anderem Folgendes wissen: Macht Radfahren überhaupt Spaß, wie gut werden Radwege im Winter geräumt, fühlen sich Radfahrer sicher im Straßenverkehr und nicht zuletzt, gibt es überall komfortable und sichere Abstellmöglichkeiten für die Drahtesel? Die Noten eins bis sechs konnten vergeben werden.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Der Stellenwert des Radverkehrs wird von den Teilnehmern in Mönchengladbach mit der Note „Mangelhaft“ (5,08) bewertet. Ähnliches gilt für die Reinigung der Radwege (4,94) und Ampelschaltungen für Radfahrer (5,03). Die schlechteste Note vergaben die Interviewten für das Führen des Radverkehrs durch Baustellen (5,18). Zudem wird die Oberfläche der Radwege kritisiert (5,15). Das Fahren im Mischverkehr, also auf der Straße, empfinden viele als unsicher (4,69).
Fragt man den Gladbacher Stadtverbandschef des ADFC, Bernhard Cremer, weiß er — nach kurzer Bedenkzeit — gleich einige Beispiele zu diesen Ergebnissen zu liefern. Der Umbau der Korschenbroicher Straße — ein Bau-Projekt in Millionenhöhe — sieht, laut Cremer, einen Radweg nur auf einer Seite der Straße vor. Diesen sollen dann aber Radfahrer nutzen, die sowohl in die eine als auch in die andere Richtung unterwegs sind. Ob die Autofahrer aber beim Abbiegen auch in beide Richtungen schauen werden, bezweifelt der Stadtverbandschef.
„Wenn der Spritpreis wider um zehn Cent gestiegen ist, überlegt man schon mal eher, aufs Rad umzusteigen, um zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen zu fahren“, so Cremer. Doch die „Auto-Lobby“ sei zu stark, die Infrastruktur der Stadt sei für den Kraftverkehr geplant worden. „Vor 50 Jahren dachte man, Radfahren ist nur etwas für Menschen ohne Auto“, so Cremer. Nun sei es an der Zeit, das Rad als alternatives Verkehrsmittel zu einer Selbstverständlichkeit zu machen.