Gladbacher Hilfe für Menschen in Rumänien
EU: Laut den Vertretern des 25 Jahre alten Projekts gibt es für den Neuling in Brüssel noch viel zu tun.
Mönchengladbach. Die Siebenbürgenhilfe, ein Projekt des Diakonischen Werkes Mönchengladbach, unterstützt seit 25 Jahren die Menschen in dieser rumänischen Region. Auch nach dem EU-Beitritt des Landes ist die Weiterführung der Siebenbürgenhilfe offenbar erforderlich.
Rolf Hegemann schüttelt den Kopf: "Ich weiß nicht, wie die Menschen da leben können", sagt er und fasst damit die Eindrücke einer Reise zusammen. Hegemann engagiert sich erst seit kurzer Zeit in der Siebenbürgenhilfe. Erschreckende Geschichten über die Zustände in diesem alten deutschen Siedlungsgebiet Rumäniens kannte er daher bislang nur aus Erzählungen. Gemeinsam mit der langjährigen Koordinatorin der Hilfe, Ilse Harff, machte er sich sieben Tage lang vor Ort ein Bild. Hinter den wunderschönen Fassaden der Kulturhauptstadt Sibiu (Hermannstadt) "klafft ein schwarzes Loch", sagt Hegemann. "Da ist noch Jahre lang Hilfe nötig. Ein soziales Netz gibt es nicht. Die Not ist unglaublich groß."
Wie groß, das verdeutlicht das Schicksal einer Durchschnittsfamilie: Die Eltern leben mit ihren neun Kindern in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Der Vater verdient als Vollbeschäftigter etwa 75 Euro monatlich, pro Kind gibt der Staat acht Euro im Monat dazu. Für den gesamten Lebensunterhalt stehen der Familie somit 147 Euro zur Verfügung, und dabei sind die Energiekosten und Lebensmittelpreise fast so hoch wie in Deutschland.
War es für Hegemann der erste Besuch in Siebenbürgen, hatte sich Ilse Harff bereits zum zwanzigsten Mal auf den Weg gemacht. Zweimal jährlich besucht sie das Gebiet, überprüft, ob die Spenden der Siebenbürgenhilfe dort ankommen, wo sie nötig sind, und pflegt Kontakte. Diesmal hatte sie vor allem eine Frage im Gepäck: Was hat sich seit dem EU-Beitritt Rumäniens am 1. Januar geändert? Erleichterung für die beiden Helfer. "Der Ärger mit den Transporten hat aufgehört. Wir dürfen jetzt auch zum Beispiel Kindersachen, Schuhe und Geschirr bringen", sagt Ilse Harff.
So kommt nun eine Menge Arbeit auf die Ehrenamtlerin zu. Schließlich sollen sich in dem Rheindahlener Lager der Siebenbürgenhilfe künftig auch bisher nicht gewollte - weil von Rumänien unerwünscht - Spenden ansammeln. "Wir versuchen, über Firmen an Sachspenden zu kommen. Für neue Warengruppen müssen wir neue Spender akquirieren", so Harff.
Seit der Gründung der Hilfe im Jahre 1982 hat sich ein Netzwerk entwickelt: Medikamente und Artikel für die häusliche Krankenpflege werden zur Verfügung gestellt. Außerdem bekommen 700 Gemeindemitglieder aus vier mit der Siebenbürgenhilfe kooperierenden Kirchengemeinden jeweils sechs Euro "Weihnachts- und Ostergeld". Vor neun Jahren wurde in Heltau ein Second-Hand-Shop eröffnet. Hegemann: "Wir sind an einem Morgen da gewesen und haben eine Menschentraube vor der Tür gesehen, als gäbe es einen Sommerschlussverkauf."