Gladbacher kauft St.Vith

Immobilie: Die Eigentümer verhandeln derzeit mit dem Interessenten.

Mönchengladbach. Das Schmuckstück St. Vith am Alten Markt steht vor einem Besitzerwechsel. Günther Claßen von der gleichnamigen Eigentümer-Familie sagte gestern der WZ, dass die Verhandlungen "kurz vor dem Abschluss" stünden. Mehr wolle er im Moment nicht sagen.

Dass der oder die Käufer ein Herz für Gladbach haben und nebenbei auch noch das nötige Kleingeld haben müssen, versteht sich für Claßen. Schließlich soll Gladbachs ältestes Gasthaus laut Altbesitzer "mehrere Millionen Euro" kosten. Bislang hatte die Familie Claßen mit "einigen Interessenten" (Architekten, Brauerei-Besitzer usw.) verhandelt.

Neben dem St. Vith will Claßen auch die Alt-Kneipe "Im Kabuff" an der Kapuzinerstraße loswerden. Während das St. Vith mit Pächter Michael Stapper prima läuft, habe es mit dem Kabuff häufiger Ärger gegeben, sagt der mittlerweile 82-jährige Claßen. Geöffnet ist das Kabuff daher nur noch hin und wieder.

Kaum ein anderes Gebäude hat den Alten Markt so geprägt wie das St. Vith. Und das über Jahrhunderte. Das Gebäude ist rund 1000 Jahre alt, eines der ältesten überhaupt in Mönchengladbach. Der Name lehnt sich an den Heiligen Veit/Vitus an. Er ist der Schutzpatron Gladbachs.

Die in Gladbach bekannte Familie Claßen hatte erst vor fünf Jahren eigenen Angaben zufolge rund 500000 Euro in den Treffpunkt mit dem urigen Ambiente gesteckt. "Und es kommen immer wieder neue Auflagen der Stadt hinzu, die wir nicht mehr erfüllen wollen", sagt Günther Claßen. Ob Vith-Pächter Stapper unter dem neuen Besitzer weitermacht, ist offen. Laut Claßen ende der Pachtvertrag Ende 2011.

Der 82-jährige Unternehmer bedauert, dass das Gewölbe unterhalb des St. Vith gegenüber der Altstadt-Wache der Polizei nur noch sporadisch als Kneipe genutzt wird.

"Im Kabuff", von dem man sich ebenfalls trennen will, ist auch bereits mehrere Jahrhunderte alt. 1652 wurde es nach einem Brand wieder aufgebaut. Das Kabuff wurde unlängst von einer Jury im Auftrag der Malerinnung beim Wettbewerb "Make Up MG" als eine der schönsten neu renovierten Fassaden der Stadt ausgezeichnet. Das ebenfalls denkmalgeschützte Objekt zu veräußern, sei nicht ganz einfach. Dabei geht es offensichtlich auch und vor allem um die Preisfrage.

Claßen, Inhaber des Getränke-Handels Gebrüder Berger an der Krefelder Straße und in den 90er Jahren Vize-Präsident der Borussia, begründet den Verkauf damit, dass die vier Kinder (drei Töchter, ein Sohn) kein Interesse an den geschichtsträchtigen Gebäuden hätten. Zudem stünden die Pachterlöse in keinem Verhältnis zum Finanzaufwand.

Ingeborg und Günther Claßen, die für den Häuser-Deal keinen Makler verpflichteten, sagen: "Wir wollen uns nun so langsam zur Ruhe setzen."